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Investieren Sie Geld (und Zeit) in Grundlagen

TA professional, 04.12.2007,
ld.

Wie Sie als langjähriger Leser wissen, wird bei TA professional häufiger auf Finanzbuch-Klassiker der Technischen Analyse verwiesen, wie bspw. auf die "TA-Bibel" von Edwards/Magee (z.B. Technische Analyse Gold vom 29.03.2006). Die Antwort auf einen dbzgl. Leserbrief ist kürzlich etwas länger geworden und ist vielleicht auch für andere Börsianer von Interesse:

>> Ich habe das Buch Magee, Mit Charts zum Erfolg, ist ungefähr
>> das gleiche wie Edwards / Magee?

Nein. Das Buch "Mit Charts zum Erfolg" von Magee ist eine knappe Zusammenfassung. Ich meine, dieses Taschenbuch gab es einige Zeit kostenlos bei einigen Finanzdienstleistern, wenn man einen Börsenbrief bestellte o.ä. Es ist keineswegs schlecht, aber kein Vergleich zu einem wirklichen Standardwerk.

Bitte gönnen Sie sich doch ein paar Charttechnik-Klassiker. Ich finde es immer sehr schade, wenn interessierte und kluge Leute am falschen Ende sparen. Wenn Sie sich wirklich mit Technischer Analyse auseinandersetzen wollen, kaufen Sie sich doch die Bücher, die in der TA professional Bücher Rubrik ganz oben gezeigt werden :
http://www.taprofessional.de/Buecher/

Glauben Sie mir, das sind absolute Standardwerke. Besser, Nachschlagewerke wie ein Grundgesetzbuch oder Lexikon. Diese Bücher kauft man einmal und die werden m.E. auch in 50 Jahren noch ihre Geltung haben. Womöglich werden sie dann sogar teurer sein als heute. So ist es nämlich bspw. mit dem Edwards/Magee ganz oben links: Technische Analyse von Aktientrends, erste Auflage 1948(!), das momentan scheinbar nicht mehr käuflich zu erwerben ist.

Wenn Sie solche Börsenbuch-Klassiker mit den Jahren anhand von aktuellen Charts mit einem akzeptablen Börsenprogramm ...
http://www.taprofessional.de/Software/
... durchgearbeitet haben, sind sie fit in Technischer Analyse! (Wie gesagt, mit den Jahren! M.E. sind mindestens 10 Jahre praktische Erfahrung vonnöten, eher mehr. Ganz einfach, weil man erst dann wahrscheinlich wenigstens einen totalen Wechsel des Marktes von Hausse zu Baisse oder umgekehrt in der Praxis tatsächlich miterlebt hat. Eine außerordentlich wichtige Erfahrung m.E.)
Und Sie werden dann vielleicht irgendwann bemerken, daß etliche, der sich heute als Technische Analysten bezeichnenden Schreiberlinge von Mini-Börsenbriefen und Finanz-Homepages, offensichtlich noch niemals einen einzigen Blick in die Grundlagen vorgenommen haben. Denn ganz häufig sind die charttechnischen Behauptungen in den heutzutage leider inflationär verbreiteten "Analysen" und (angeblichen) "Prognosen" (=wenn es hoch geht, geht es hoch, ansonsten geht es runter) schlichtweg falsch bzw. wertlos! Wertlos: man kann das lesen oder es auch lassen. Zeitverschwendung.

D.h. es werden Grundregeln einfach nicht beachtet, nicht gekannt, falsch angewendet oder gedeutet. Beispielsweise eine (normalerweise bedeutende) Dreiecks-Formation wird dort "gesehen", wo gar keine ist, ein Doppel-Top mal kurz indiziert, obwohl es sich nur um zwei temporäre Hochs einer zwei Wochen langen Seitwärtsbewegung inmitten eines laufenden einjährigen Trends handelt.

Auch ganz oft sieht man, daß absolute Größen und zeitliche Ausmaße von charttechnischen Strukturen nicht in Relation zum Gesamtbild gesetzt werden. Sodaß dann beispielsweise ein zweiwöchiges Hoch-und-Runter, das ein erfahrener Investor als normales Markt-"Rauschen" völlig mißachtet, als unglaublich bullishe umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation gewertet wird, obwohl sich das kleine Kurs-Geschiebe ganz eindeutig innerhalb einer übergeordneten/primären Umkehr-Formation entwickelt. Usw. usf.

Heutzutage muß eben alles schnell gehen, auch das "reich" werden. Get-rich-quick ist das falsche Credo, obwohl es ganz klar ist, daß - abgesehen von ganz, ganz wenigen Ausnahme-Tradern - nur die langfristige Ausrichtung (=Jahre) zum Erfolg führt. Warren Buffett, einer der absolut reichsten Menschen der Welt, ist das lebende Beispiel. [Mehr zu diesem Thema]

Durch solche grundsätzlichen Fehler entstehen eklatante Fehlprognosen in der Chartanalyse, die nicht sein müssten. Mich ärgert das als Herausgeber eines Technische-Analyse-Magazins persönlich sogar ein wenig, weil dadurch die gesamte klassische Technische Analyse immer mehr in Verruf gerät.

Bei vielen Technischen Analysen, die man heutzutage täglich in Foren und teilweise leider auch auf sehr bekannten Finanz-Portalen oder in Zeitungen lesen kann, habe ich den Eindruck, daß das Wissen der (meistens sehr jungen oder erst mit wenigen Jahren Erfahrung ausgestatteten) Autoren ausschließlich auf sogenannten Chartanalysen anderer Hobby-Autoren basiert und noch niemals irgendein umfangreicheres TA-Standardwerk wirklich gelesen und mit längerer Beschäftigung durchgearbeitet wurde.

Die charttechnischen Fehler, die dann gemacht werden, wirken vergleichsweise ungefähr so, als würde jemand in einer Fundamental-Analyse einfach behaupten, eine sehr niedrige Eigenkapitalquote oder ein extrem hohes KGV wäre positiv, obwohl das genaue Gegenteil der Fall ist.

Investieren Sie etwas Geld (und Zeit!) in Grundlagen

Machen Sie nicht den Fehler, bei Ihrer privaten Börsen-Ausbildung (man kann Anlageerfolg nicht mit BWL/VWL studieren) und dafür notwendigen absoluten Grundlagen zu geizen. In jedem anderen Bereich wird in Ausbildung investiert und deren Kosten und der Zeitbedarf wird als selbstverständlich hingenommen, was ja auch völlig einsichtig ist.
Nur an der Börse, da ist das ganz anders. Da denkt nahezu jeder Einsteiger, daß er von Anfang an zu den großen Gewinnern gehört, zu der bekanntlich(!) kleinen Minderheit der Anleger, die langfristig erfolgreich ist - ohne jegliche Erfahrung, ohne sich jemals weiter gebildet zu haben oder sich - zum Beispiel mit Büchern oder Seminaren - weiter bilden zu müssen.

Und das, obwohl es doch gerade dort, in einem Bereich, in dem es um essenzielle Faktoren des Lebens geht - Finanzen, Vermögen, Geld - am allerwichtigsten ist, sicher gehen zu können.
Was meinen Sie, ist das realistisch?
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Wenn man Finanz-Buch-Klassiker kauft, wohlgemerkt Klassiker von Größen der Finanzwelt, kann man nicht viel falsch machen. Sie erwerben für möglicherweise 50 Euro ein Buch, in dem, wenn es gut ist, wertvollste Erfahrungen von Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, auf zwei, drei Hundert Seiten komprimiert wurden. Für den Autoren dieser Zeilen sind das Leckerbissen, die selbstverständlich gesammelt werden.

Nach 20 Jahren Arbeit in der Börsen-Medienwelt ist es an dieser Stelle natürlich bekannt, daß es unzählige Anleger gibt, die scheinbar lieber ohne weiteres Tausende von Euros mit schlechten Investments versenken, als sich zuvor jemals mit ein paar Hundert Euros und, ja, durchaus Zeitaufwand, Grundlagen anzueignen, die in jedem Handwerk und Beruf vorausgesetzt und erwartet werden.

Investieren Sie - bei Bedarf - etwas Geld in fundiertes Research

Auch die zwei, drei Euros für eine kostenpflichtige Investment-Idee, die zumindest an dieser Stelle im TA professional PREMIUM-Bereich zuvor meist über Wochen bis Monate gereift ist, werden lieber eingespart. Lieber das gekauft, was gerade total in ist und dementsprechend natürlich überall kostenlos herum gereicht wird. Wenn so viele darüber quatschen, dann muß doch etwas "dran" sein!? Denn da, wo die längste Schlange ist, da stellt man sich doch an, oder nicht?!
Falsch, ganz falsch.

Hätte jemand beispielsweise ausnahmslos alle kostenpflichtigen PREMIUM-Artikel über die von TA professional präferierte Kupfer- und Goldmine seit 2000 (d.h. als noch niemand bzw. ganz, ganz wenige Rohstoffe haben wollten) abgerufen, hätte das vielleicht insgesamt 15 Euro oder so gekostet. Ich denke nicht, daß das zu viel ist bei einer Aktie, die seitdem bis zum bisherigen High im Oktober 2007 um, sage und schreibe, 7000% zugelegt hat = Versiebzigfachung! ;O)
Heute (Stand 12-2007) ist der ganze, seit Jahren haussierende Rohstoff-Bereich natürlich verseucht von den üblichen Pushern und Möchtegerns, die es 1999 auch in der Neuer Markt/NASDAQ/Internet-Hausse/Blase gegeben hat. Und ich verstehe, daß es nun schwierig für einen Einsteiger ist, gute von schlechten Angeboten zu unterscheiden. [Mehr zu diesem Thema]
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Da gibt es doch tatsächlich aktive Börsianer, selbst nach etlichen Jahren Praxis noch, ich kenne einige durchaus Vermögende, die haben weder die klassische Literatur zur Technischen Analyse, noch jemals ein Buch über Fundamental-Analyse gelesen. Walter Frühling? "Noch nie gehört." Schabacker? "Was ist das, kann man damit schneller traden?" Charts werden online in nahezu Briefmarken-Größe und linearer Darstellung ohne vernünftige Langfrist-Historie angesehen. Man kann da zwar nichts sehen, aber das kostet ja kein Geld ...

Der m.E. äußerst wichtige Bereich der Behavioral Finance, der die Psychologie der Märkte behandelt, von der Kostolany immer wieder sprach, ist denen kein Begriff. Arbitrage schon gar nicht. Die Black-Scholes-Formel wird für eine Wahrscheinlichkeitsberechnung für Schwangerschaften gehalten, während derweil regelmäßig Optionsscheine im sogenannten Trading mehr oder weniger verbrannt werden.
Unfassbar, es geht doch um Geld!

Achten Sie darauf, wer was geschrieben hat!

Meine "Lieblings-Beiträge" in Finanzforen haben ungefähr folgende Überschrift: "Kann mir mal einer eine Technische Analyse zur Aktie xyz machen?". Dann kommt vielleicht eine zwei Sätze umfassende Antwort von einem Forum-User namens DarthVader89, der zu sehen scheint, daß die Indikatoren MACD/RSI/TRIX etc. etc. gg. dem Kurs eine negative Divergenz aufweisen, deshalb ein Verkauf angesagt sei.
Angaben zum zeitlichen Horizont der Prognose oder der Indikatoren-Einstellungen natürlich nicht vorhanden.

Wenn wirklich jemand anhand solcher Behauptungen Geld anlegt, ist das nicht nur risikoreich, sondern dumm.
Nach mittlerweile zwei Jahrzehnten intensiver Beschäftigung mit der Börse und den Börsenmedien ist eines klar geworden: es ist ausgesprochen wichtig, wer etwas sagt!

Beim fiktiven Forum-Mitglied DarthVader89 wissen Sie nicht, ob es sich womöglich um einen 17jährigen Auszubildenden handelt, der seit gerade 1,5 Jahren die Technische Analyse entdeckt hat und mit einem Depot-Volumen von max. 750 Euro höchst risikoreiche Knock-Out-Optionsscheine für maximal eine Woche handelt, was DarthVader89 Trading nennt.

Man muß die Autoren der Börsenmedien über Jahre kennen lernen, deren Persönlichkeit, Erfahrung und Strategie, insbesondere die zeitliche Ausrichtung. Wie denkt der, ist der eher vorsichtig und konservativ oder zockt der auch ganz gerne mal. Tendenziell eher ein Perma-Bär oder Perma-Bulle oder gar fanatisch (xyz MUSS/WIRD auf jeden Fall ins Unermessliche steigen/Bodenlose fallen!) ?
Was ist die Motivation, gibt es vielleicht Interessenkonflikte, ist das nur ein Banker, der wöchentlich verpflichtet ist, eine Analyse abliefern zu müssen, um sein Haus zu präsentieren?
Ist das eine rein theoretische Trockenübung des Autors oder investiert der wohl selbst so eigenes Geld? Und falls ja, wieviel wohl?
Auch der persönliche Hintergrund ist von Interesse: sind bspw. die permanenten Katastrophen-Szenarien eines Autors Verkaufsmasche wie bei hinreichend bekannten Gurus oder womöglich auf persönliches Scheitern (im Beruf, Ehe, Leben) begründet (ALLES andere soll jetzt auch untergehen!! ...) ?!
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Technische Analysen (und auch Fundamental-Analysen) von völlig unbekannten Autoren sind für mich relativ wertlos. Ich befinde es als ausgesprochen wichtig, wer etwas schreibt und sehe dahingehend auch öfter im Impressum nach, wenn nur ein Autoren-Kürzel bei einem Artikel angegeben wird.

Glauben Sie nicht auch, daß sich bspw. der Charakter des Effecten-Spiegel verändern wird, weil Bolko Hoffmann nun einmal gestorben ist?! Meinen Sie nicht auch, daß Börsenerfahrung nicht vererbbar ist, sich ein Börsenbrief mit Jahrzehnte langer Tradition verändert, wenn plötzlich bspw. die Söhne des durchaus akkuraten Gründers die Redaktion übernehmen? Wissen Sie, wer der neu angeworbene Autor Ihres seither bevorzugten Börsen-Magazins/-Briefs ist? Sind die etwa alle gleich gut, nur weil der Titel gleich geblieben ist?

Erfahrung ist das A und O an der Börse. Und es ist m.E. ausgesprochen wichtig, einschätzen zu können, wie jemand denkt, analysiert und prognostiziert. Für solche Erfahrung wird oftmals zu Recht Geld verlangt. Wenn etwas gut ist, sollte man da m.E. nicht geizen.

Wie auch immer.

Meine Empfehlung: Für langfristigen Börsenerfolg müssen Sie Geld und Zeit investieren!

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Gruß und Erfolg, Lutz Düvel
04.12.2007
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