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Index der Ausgabe Nr. 4 vom 22.06.1999


Editorial
Sell Out beim Gold
Intermarketanalyse: Gold und CRB-Index
Buchempfehlung: Magee
Leserbriefe
Link der Woche

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Editorial

TA professional, Mi, 23.06.99,
ld.
In der Ausgabe vom 11.05.99 wurde an dieser Stelle auf die kritische Situation der amerikanischen Kapitalmarktrenditen eingegangen. Obgleich sich der US-Markt in den vergangenen Tagen erstmals seit Wochen wieder von seiner freundlichen Seite zeigte - besonders der NASDAQ konnte davon profitieren - die Gefahr ist noch nicht gebannt.
Deshalb werden wir in dieser Ausgabe nochmals eingehend die Hintergründe und die aktuelle Zinsentwicklung behandeln. Es gibt einen Hoffnungsschimmer. Er glänzt gelb und seine physikalische Schwere setzt sich nun auch nachhaltig im Chart durch : Das Gold stürzt ab.

Kurz nach der technischen Besprechung in der letzten Ausgabe brach die BAAN-Aktie weiter aus. Schnell war das erste Kursziel von ca. Euro 14 erreicht. Aktuell notiert eine Aktie des Unternehmens bei etwa Euro 15. Aus rein charttechnischer Sicht wären erste Gewinnmitnahmen auf dem erreichten Niveau 14-15 Euro angebracht. Kurzfristig kam jedoch eine Meldung herein, die eine Entscheidungsfindung erschwert. n-tv meldete gestern abend im Videotext folgendes :

  • MICROSOFT: Dem Vernehmen nach will der US-Software-Konzern den niederländischen Software-Hersteller Baan übernehmen. Microsoft biete 20 Euro je Baan-Aktie, heißt es. Microsoft hat eine Stellungnahme abgelehnt.


Gruss, Lutz Düvel  [ Manager Deutsches Finanz Forum, CompuServe ]

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Sell Out beim Gold

TA professional, Mi, 23.06.99,
ld.
Nun bereits schon fast 3 Jahren ist mit dem Gold nicht mehr viel los. Anfang 96 notierte die Unze letztmals kurz über dem stattlichen Niveau von 400$. In den Folgejahren entwickelt die Preiskurve eine klassische Treppenbildung. D.h. jeder Durchbruch einer Unterstützung folgt nach einer Weile ein Pull-Back von unten.

Chart
Anfang 97 und zuletzte in der großen Konsolidierung von Anfang 98 bis Mitte diesen Jahres wurden descending triangle-Strukturen ausgebildet. Negativ.
Dennoch keimten noch im ersten Halbjahr 99 immer wieder positive Prognosen für das gelbe Metall auf. Einige Goldminen wurden währenddessen vorzeitig nach oben gezogen.

Als die britische Notenbank am 20.05.99 meldete, größere Mengen ihrer Goldbestände abgeben zu wollen, war es aus. Das Gold bricht durch die massive Unterstützung 280 und zerstört die Hoffnungen der Gold-Fans.

Tatsächlich sind Goldverkäufe der Notenbanken in den letzten Jahren häufig vorgekommen. Doch nicht in diesem Maße. Die Bank of England will sich von der Hälfte ihres Gesamtbestands trennen.

Um die Bedeutung des 280er-Breaks einschätzen zu können, reicht selbst unser Langfrist-Chart mit maximaler Historie-Anzeige nicht aus. Denn mit Kursen unter 280 bewegt sich das Gold auf einem 20jährigen Tief! Die 280er Unterstützung startet genau am 25.02.85 - einem temporären Tief bei 284,1$, der hier leider nicht mehr zu sehen ist.

Chart
Fakt ist jedoch, daß sich das Gold unterhalb von 280$ in einem völlig widerstandslosen Raum befindet. Nur die ältesten Anleger unter Ihnen werden sich an die Hausse erinnern, die die Unze Gold Ende der 70er Jahre vorlegte : der Preis schoß mit nur kurzen, scharfen Korrekturen senkrecht aufwärts - von Ende 1977 und 157,20$ auf mehr als 860$ im Januar 1980!
Während dieser Fahnenstangenbildung wurden keine längeren Pausen bzw. Konsolidierungen eingelegt. Aus diesem Grunde sind jetzt auch keine bedeutenden Unterstützungszonen unterhalb 280$ zu erwarten.

Denkbar ist die Ausbildung eines Pull-Backs in Kürze - für wenige Tage oder Wochen zurück an den Widerstand 280$. Viel mehr sollte man IMO jedoch nicht erwarten. Charttechnisch dürfte das Gold nun mittel- bis langfristig ins bodenlose fallen.

Unabhängig von der Charttechnik wird der Goldmarkt permanent von Meldungen über geplante oder vollzogene Notenbankverkäufe verunsichert. Desweiteren kann man m.E. im ausgehenden Jahrtausend allgemein einen Trend "weg von Materie" erkennen.
Rein informativ : neben der Bank of England-Meldung erschienen kürzlich folgende :

  • 15.06.99: Die Bundesregierung ist laut Schröder bereit, den ärmsten Entwicklungsländern auch durch IWF-Goldverkäufe unter die Arme zu greifen. Möglich wäre laut Eichel der Verkauf von 5-10 Mll. IWF-Goldunzen. Diese Anzahl entspricht etwa 10% der IWF-Reserven und hätte einen Wert von ca. 2.6 Mrd.$.
  • Die Schweiz plant auch, Gold zu verkaufen. 15.06.99: "Wenn die schweizerische Nantionalbank erst einmal anfängt, ihre Goldreserven zu verkaufen, dann wird dies ein mehrjähriger Prozeß sein", sagte Jean-Pierre Roth, der Vizepräsident der Nationalbank am Montag.
    Mit Verkäufen könne im Frühjahr 2000 gerechnet werden.

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Intermarketanalyse: Gold und CRB-Index

TA professional, Mi, 23.06.99,
ld.
Die Prognose einer sehr starken Gold-Baisse (siehe Analyse Sell Out beim Gold) wird besonders interessant, wenn man das Gold nicht nur allein sondern in einer Intermarket-Untersuchung betrachtet.
Es ist allgemein bekannt, daß das Gold in heutigen Zeiten keine größere industrielle Bedeutung mehr hat. Es wird hauptsächlich nur in der Schmuckindustrie weiterverarbeitet.
Daraus zu schließen, daß eine Veränderung seines Preises keine oder nur geringe Auswirkungen auf die gesamten Rohstoffpreise hat, wäre jedoch falsch. Vergleichen Sie hierzu einen langfristigen Gold-Chart mit einem des CRB Futures Index der US-Warenterminpreise :
(wenn Sie jeweils auf den Chart klicken, können Sie einfach vergleichen)

Chart
Chart
IMO ist eine sehr starke Korrellation beider Kurven unverkennbar. Mehr noch läuft das Gold den CRB-Trends vor. Auch der amerikanische Buchautor John Murphy erkennt in seinem Klassiker zur Intermarketanalyse eine sehr gute Indikatorfunktion des Goldes für den zukünftigen Rohstoffpreis-Trend.

Der CRB-Index korrigiert zwar seit ein paar Monaten, dennoch hat er die extreme Baisse mit dem Break der 200er Unterstützung (siehe Turnaround Jahreswechsel 92/93) signifikant bestätigt und ein weiteres Verkaufsignal ausgelöst.
Bei der aktuellen Erholung könnte es sich deshalb nur um eine rein technische Korrektur handeln (und keinen Start einer Trendwende), nachdem die Rohstoffpreise Anfang des Jahres wie auch im Q3/98 in eine sehr stark überverkaufte Situation gelangten. Vergleichen Sie hierzu in diesen Zeiträumen die Abstände zur 200er GLD.

Diese Erkenntnis ist deshalb so interessant, weil die Rohstoffpreise natürlich die im Moment ach so genau beobachtete Inflation beeinflussen. Kommt es beim CRB-Index nicht zu einer nachhaltigen Wende, kann die Inflation nur schwerlich stärker anziehen.
Das hieße weiterhin, daß trotz der kritischen Situation noch keine nachhaltige Wende bei den Kapitalmarktrenditen nach oben zu erwarten ist. (zur Zins-Situation siehe TA professional Ausgabe Nr.2)

Zugegeben, eine lange Argumentationskette. Trotzdem meine ich, daß dieser Lichtblick ausgelöst durch eine sich verstärkende Baisse beim Gold nicht von der Hand zu weisen ist.

Chart
Es wäre eine sehr optimistische Prognose, aber es könnte so kommen : das Gold stürzt gnadenlos weiter ab und nähert sich der Region 200$, die Rohstoffpreise beenden die kleinere Korrektur und fallen ebenfalls weiter. Es herrscht nach wie vor geringe Inflation trotz möglicherweise anziehender Konjunktur in Asien und Europa, die US-Kapitalmarktzinsen drehen nach einer kleinen Erhöhung der US-Leitzinsen bei der nächsten FOMC-Sitzung am 29-30.06.99 nach unten ab - zurück in den primären Abwärtstrend. Denn der ist bis zur oberen Abwärtstrendlinie bei ca. 6,2% noch nicht signifikant gefährdet.

In diesem Fall wären die Aktienbörsen nicht mehr zu halten.
So gut sich das anhört, es wäre m.E. fatal für die Wall Street, denn sie würde dabei endgültig übertreiben und wäre mehr als "crashreif". (mehr zur überkauften Situation des Dow Jones in TA professional Ausgabe Nr.3)

Es scheint, als sei die Wall zum steigen verdammt.
Denkbar ist, daß Alan Greenspan die Leitzinsen nicht, wie mittlerweile allgemein erwartet, erhöht, und genau mit diesem Schachzug das erreicht, was eigentlich mit einer Leitzinsmaßnahme erreicht werden soll/te - eine Abkühlung der US-Börsen.
Es wird spannend.

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