Warren Buffett nimmt Bill Gates in den Vorstand auf

TA professional, 03.05.2005, ld.

Kaum zu glauben, aber wahr: Warren Buffett (74) hat auf der Hauptversammlung seiner Investment-Holding Berkshire Hathaway Bill Gates (49) als neues Vorstandsmitglied vorgeschlagen. Die Aktionäre stimmten zu. Damit sitzen die zwei reichsten Männer der Welt im Verwaltungsrat der milliardenschweren Holding.

"Mit Bill haben Sie einen der besten Köpfe der Welt." meint Buffett, doch ob der in Technologie vernarrte Microsoft-Gründer zum erzkonservativen Anlagestil von Berkshire Hathaway paßt, ist zumindest fraglich. Bislang fanden nur Beteiligungen an Finanzdienstleistern, Rückversicherungen, Konsumtiteln und Rohstoffen Zugang zum Depot von Buffett - Old-Economy-Titel wie beispielsweise Coca Cola, American Express, Gillette und nicht gerade wenig Silber. Das Orakel von Omaha ist doch sogar bekannt dafür, moderne Technologietitel zu meiden wie die Pest.

Nun, Buffett ist ein weitsichtiger Mensch, der normalerweise genau weiß, was und warum er etwas tut. Der sowohl seine Stärken als auch seine Schwächen kennt: sein Statement, nichts zu kaufen, das er nicht versteht, ist weithin bekannt und ein Grund für die bisherige Technologiefeindlichkeit, die nicht immer verständlich war.

Insofern wirkt dieser Personalschachzug wie das Eingeständnis eines nicht mehr zu den Jüngsten gehörenden weisen Mannes, daß sich die Welt um ihn herum doch verändert hat. Der Computer und damit verbundene Technologien gehören längst zum täglichen Leben wie die Rasierklingen von Gillette. Technische Errungenschaften, von denen nur wenige mehr verstehen als William H. Gates III, der mit dem Betriebssystem Windows in relativ kurzer Zeit ein Imperium aufgebaut hat.

Die beiden sollen schon lange befreundet sein, zudem ist Gates scheinbar ein Saubermann, wie er im Buche steht und angesichts seines unvorstellbaren Reichtums kaum noch korrumpierbar. Das Magazin Forbes schätzt das Vermögen von Bill Gates übrigens etwas geringer ein als das von Buffett: nur 44 gegenüber 49 Milliarden Dollar.

Obgleich weit vom Höchststand von vor 5 Jahren weit entfernt, besitzt Microsoft mit aktuell 272 Milliarden Dollar immer noch eine gigantische Marktkapitalisierung. Nur "eine Software-Firma" ist mit Buffett-typischem Understatement am Ende des Berkshire Hathaway-Jahresberichts 2004 bei der Listung von Gates als Direktor zu lesen "Chairman of the Board of Directors of Microsoft Corp, a software company".

Charttechnisch scheint der Adler gelandet zu sein. Der Drang, nach dem Jahre währenden Gewitter wieder gen Himmel aufzusteigen, ist aber noch keineswegs erkennbar. Der Abwärtstrend wurde zwar verlassen, doch der Aktienkurs läuft bisweilen nur lustlos seitwärts aus dem Trend - seit Ende 2002, mittlerweile schon fast 2,5 Jahre, verharrt Microsoft mit gegenüber den Vorjahren ungewöhnlich niedriger Volatilität auf dem Unterstützungsniveau von knapp 20+- Euro.
Völlig neutrales Rating.

Die beste Performance von Berkshire Hathaway liegt mittlerweile schon einige Jahre zurück. Auch ein Warren Buffett scheint sich dem primären Börsentrend nicht widersetzen zu können. Wie auch - gerade den Blue Chips wurde in den vergangenen Jahren zugesetzt, sie zeigen im Schnitt keine relative Stärke. Und die massive Ausrichtung auf Rückversicherer war bei den in den letzten Jahren vermehrt aufgetretenen Katastrophen kein Glücksgriff.

Die Berkshire Hathaway A Aktie, die hier aus Euro-Sicht dargestellt wird, befindet sich formal noch immer im Abwärtstrend und unter dem bedeutenden Widerstand im Bereich von 70,000. Aus rein technischer Sicht ist Berkshire Hathaway zur Zeit überhaupt kein Kauf.

Links

• Bill Gates Biographie - http://www.microsoft.com/billgates/bio.asp
• YahooFinance: Microsoft
• berkshirehathaway.com - http://www.berkshirehathaway.com/
• YahooFinance: Berkshire Hathaway

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