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Deutsche Bibliothek - ISSN 1616-1831
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31.05.2002

Lutz Düvel beantwortet Leserbriefe

In dieser Ausgabe gibt es Antworten zu den Aktien von

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Thu, 09 May 2002 16:33:47 +0200, von Bastian Holzschuh :
"Hallo Herr Düvel,
über Ihre Einschätzung von zwei meiner derzeit drei gehaltenen Werte würde ich mich freuen: Das wäre zum einem Protein Design Labs, die ich erst vor kurzem gekauft habe, Siebel Systems, die ich kurz nach dem September-Tief gekauft habe, und die Aktie von Take-Two Interactive, die ich auch schon länger habe.
Vielen Dank!
MfG Bastian H."

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 31.05.2002 : Bei den Biotechs bleibe ich skeptisch, Protein Design Labs ist da keine Ausnahme. Charttechnisch gibt es keinen Grund, einzusteigen oder zu halten. Gleiches gilt für Siebel Systems, die nach einer 200%-Rallye stramm zurück auf das September-Tief läuft. Eine Bodenbildung läßt noch auf sich warten.

Ganz anders verhält sich Take-Two Interactive Software (Kürzel: TTWO): diese Aktie stemmt sich gegen den noch anhaltenden Abwärtstrend der Gesamtbörse NASDAQ. Der Kurs testet gerade das All-Time-High vom Juni vergangenen Jahres.

Chart: Take-Two Interactive Software Inc. - TTWO - 914508
Das amerikanische Unternehmen entwickelt und vermarktet Spiele-Software für PC's und Videospielkonsolen (PlayStation, PlayStation2, Nintendo Game Boy Color, Nintendo GameCube, Nintendo Game Boy Advance und Xbox). Im wachsenden Spiele-Markt verdient so mancher Hard- oder Software-Hersteller gutes Geld.

Take-Two sieht sich in der glücklichen Lage, mit einigen Spielen den Nerv der Gamer getroffen zu haben (u.a. mit "GTA 3" und "Max Payne"). Für das Gesamtjahr 2002 wurden Umsatz- und Gewinnziel kräftig angehoben. Ein Gewinn von 1,67$ je Aktie wird für möglich gehalten. Damit errechnet sich auf dem aktuellen Kursniveau ein KGV von 16, das für NASDAQ-Verhältnisse ziemlich günstig ist. Am 6.Juni werden die Zahlen für das zweite Quartal bekanntgegeben.

Erwähnt werden muß auch, daß Take-Two Interactive in den vergangenen Monaten im Visier der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC stand. Anfang des Jahres war die Aktie für Wochen vom Handel ausgesetzt, das Unternehmen musste die Bilanz einiger Quartale korrigieren.

Take-Two Interactive erhält ein positives Rating unter spekulativen Gesichtspunkten. Ich rechne mit einem Break des Top-Widerstands bei 28 Euro in Kürze. Mein Stopp-Loss-Limit-Vorschlag : 23,50 Euro.


Mon, 10 Dec 2001 12:21:05 +0100, von Lars Truelzsch :
"hallo herr düvel,
wie sehen sie in nächster zeit die aktien von infineon?? ist der wert wieder auf dem weg zum emissionspreis und wird infineon gestärkt aus der chipkrise hervorgehen? vielleicht können sie auch noch ein paar worte zu em.tv verlieren."

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 31.05.2002 : Infineon wurde letztmals vor gut einem Jahr in den Leserbriefen Ausgabe Nr.33 vom 28.04.2001 analysiert. Dieser Zeitpunkt ist im Chart mit einem (braunen) Pfeil markiert. Die Beurteilung fiel damals verhalten aus. Mit dem vorgeschlagenen Stopp-Loss-Limit im Bereich von 40 wäre man noch gut aus der Position gekommen, denn in den folgenden Monaten ging es bei Infineon richtig zur Sache. Im Zuge des Preisverfalls der Speicher-Chips stürzte der Kurs dramatisch ab. Der ruinöse Preiskampf gipfelte im Herbst, als ein 128 Mbyte-DRAM-Chip zeitweilig nur noch unter einem Dollar verkauft werden konnte.

Die Preise für DRAM-Chips haben sich in den letzten Monaten zwar kräftig erholt, übertreffen aber immer noch nicht die Produktionskosten, die bei Infineon über vier Dollar liegen. So lange der PC-Verkauf stagniert, wird sich das auch kaum ändern. Die kürzlich gescheiterten Verhandlungen zwischen dem amerikanischen Chiphersteller Micron und der hoch verschuldeten Hynix aus Südkorea haben der Branche einen neuen Tiefschlag versetzt. Im Markt hatte man sich aufgrund der fast sicher erscheinenden Kooperation eine Verknappung des Angebots erhofft. Daraus ist nun nichts geworden.

Immerhin präsentierte Infineon im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2001/2002 (bis 31.März) eine Bilanz, die besser als erwartet ausfiel. Die Umsätze stiegen im Vergleich zum Vorquartal um 34 Prozent auf 1,39 Mrd.Euro, der Verlust konnte um 331 auf 108 Mll. Euro gesenkt werden. Im zweiten Quartal des Vorjahres erzielte Infineon noch einen Gewinn von 23 Mll. Euro.

Chart: Infineon Technologies - 623100
Charttechnisch ist die Aktie momentan noch kein Kauf oder eine Halteposition, auch nicht als spekulatives Investment. Mit dem Sturz unter die Unterstützungszone bei 23 Euro lieferte sie Ende April ein neues Verkaufsignal (rechts gelb markiert). Der Kurs müsste mindestens wieder über 23 steigen, bevor das negative Rating positiv revidiert werden könnte.

Ich denke schon, daß Infineon aufgrund der Kostensenkungsmaßnahmen und der neuen Kooperationen mit Chipproduzenten aus Taiwan gestärkt aus der Krise hervor gehen wird. Nur ist diese Krise eben noch nicht vorbei. In Boomzeiten werden mit DRAM's glänzende Gewinne erzielt. In der Flaute hagelt es Verluste. Siemens hat Infineon nicht umsonst abgespalten und an die Börse gebracht.


Tue, 14 May 2002 16:49:55 +0200, von M. Müller-Zsigmondy :
"Sehr geehrter Herr Düvel,
meinen Dank für Ihre hervorragenden Analysen möchte ich verbinden mit der Frage, wie Sie die Aktien der Böwe Systec beurteilen.
Viele Grüße M. Müller-Zsigmondy"

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 31.05.2002 : Die BÖWE SYSTEC AG aus Augsburg ist ein Nebenwert nach meinem Geschmack. Das Unternehmen hat sich in einer Nische breit gemacht: BÖWE SYSTEC bezeichnet sich als Paper Management Company, sie produziert Hochleistungsschneide- und -kuvertiersysteme zum Beispiel für Kontoauszüge, Versicherungspolicen oder Telefonrechnungen. In Europa ist das Unternehmen nach eigenen Angaben Marktführer, auch in Nordamerika wird ein großer Anteil des Umsatzes generiert, der in 2001 die stattliche Summe von 220,2 Mll.Euro erreichte.

Chart: BÖWE SYSTEC - 523970
Wie es sich für einen soliden Nebenwert gehört, liegt das KGV unter 10, die Dividendenrendite über 5%. BÖWE SYSTEC leidet jedoch unter der konjunkturellen Flaute, in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres stagnierte das positive Ergebnis bei etwas schwächeren Umsätzen unverändert bei 3,3 Mll. Euro.

Ich fürchte, daß diese Zahlen für einen Break der massiven Widerstandszone bei 26 Euro nicht ausreichen werden. Da die hohe Dividende gerade im Mai von den Aktionären kassiert wurde, fällt ein weiterer Anreiz aus.

Wenigstens Ihnen und mir gefallen solche günstig bewerteten Nebenwerte, die Masse der Anleger bevorzugt heutzutage nach wie vor die DAX-Standardwerte und den Neuen Markt. Das ist das Hauptproblem bei Investments in Nebenwerten, das Interesse ist nicht sehr hoch. Insofern erhält BÖWE SYSTEC nur ein neutrales Rating, eine Halteposition. Wenn der Kurs den Widerstand bei 26,50 Euro überwinden kann, liegt das nächste Kursziel bei 30 Euro glatt.


Mon, 24 Sep 2001 16:09:35 MEST, von Vilson Dzoni :
"Hallo Lutz,
wie schätzen sie die Telekomaktie, haben wir das schlimmste hinter uns, wie weit kann es aufwärts gehen ?
Gruß Vilson Dzoni"

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 31.05.2002 : Als die Deutsche Telekom letztmals in den Leserbriefen Ausgabe Nr.37 vom 31.05.2001 analysiert wurde, fiel das Rating klar negativ aus. Der Zeitpunkt dieser Ausgabe ist im Chart mit einem (braunen) Pfeil markiert. Wie befürchtet durchbrach die Aktie etwa zwei Monate später die massive Unterstützung bei 23, als nächstes Kursziel wurde an dieser Stelle das Startniveau der Aktie prognostiziert. Schon im September erfüllte sich diese Prognose mit einem Tiefstkurs von 14,35 Euro.

Chart: Deutsche Telekom NA - 555750
Im vergangenen halben Jahr bewegte sich die Telekom-Aktie schwach über dieser vorerst untersten Unterstützungs-Zone mit abfallender Tendenz. Und Anfang Mai hält auch diese Marke nicht mehr, die Telekom bricht durch und markiert historische Tiefststände. Das neue (rechts gelb markierte) Verkaufsignal bestätigt den intakten Abwärtstrend.

Wie man im obigen Chart sehen kann, fällt die Telekom-Aktie seit zwei Jahren in einem klar erkennbaren Abwärtstrend. Wer charttechnische Methoden konsequent und richtig anwendet, hat diese Aktie längst nicht mehr. Auch jetzt gibt es seitens der Technischen Analyse keinen Grund, die Aktie zu kaufen. Es ist noch keine Bodenbildung zu sehen. Alle Analysten, die die Telekom in den vergangenen Monaten aufgrund des angeblich tiefen Kursniveaus zum Kauf empfohlen haben, liegen komplett falsch! Außer dem schwachen Herauswandern aus dem Abwärtstrendkanal zum Jahresende 2001 ist seit dem Top im März 2000 keinerlei Stärke erkennbar.

Das alles hat es schon einmal bei einer anderen "Volksaktie" gegeben, und zwar bei der von Volkswagen. Auch die stieg nach der Privatisierung zunächst enorm und brach dann ein. Mit der Telekom hat der Staat neuen Aktionären ein hoch verschuldetes Unternehmen angedreht, dessen Bilanz sich aufgrund wegbrechender Gewinnmargen zwangsläufig verschlechtern musste. Dazu braucht man sich nur an die Höhe der Telefonrechnungen von vor vier, fünf Jahren erinnern.

Es bleibt die Frage, wo der Abwärtstrend endet. Da sich die Aktie unter 15 Euro in unerforschtem Gebiet bewegt, liefert die Technische Analyse dafür so gut wie keine Anhaltspunkte mehr. Ich persönlich vermisse eine richtige Ausverkaufswelle, in der die Mehrheit der (eher unerfahrenen) Aktionäre panikartig schüttet. In so einer Phase sind durchaus Kurse weit unter zehn Euro vorstellbar. Und erst dann würde ich diese Aktie möglicherweise als Trading-Position ins Depot nehmen.


Wenn auch Sie eine Frage zu einer bestimmten Aktie haben, schicken Sie mir einfach eine eMail mit Ihrem Anliegen.
Bitte beschränken Sie sich auf einen, maximal zwei Werte Ihrer Wahl.
Die Adresse für die Leserbriefe zur Technischen Analyse lautet : leserbriefe@taprofessional.de.
Ich finde es eine nette und gute Angewohnheit, wenn die Leserbriefe mit dem Realnamen unterzeichnet werden. Danke!


Gruß und Erfolg, Lutz Düvel
31.05.2002
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