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Deutsche Bibliothek - ISSN 1616-1831
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27.02.2002

Lutz Düvel beantwortet Leserbriefe

In dieser Ausgabe gibt es Antworten zu den Aktien von

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Tue, 15 Jan 2002 21:24:38 +0100, von Christine Beer :
"Hallo Herr Düvel,
ich bitte um Ihre Einschätzung zu Oracle ( 871460 WKN ).
Vielen Dank im voraus. Grüße Christine Beer"

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 27.02.2002 : In den Leserbriefen Ausgabe Nr.39 vom 17.06.2001 wurde Oracle letztmals analysiert. Dieser Zeitpunkt ist im folgenden Chart mit einem (braunen) Pfeil markiert. Noch ein paar Wochen setzte die Aktie danach den kurzfristigen Aufwärtstrend fort, drehte aber in der Nähe des nächsthöheren Widerstands nach unten ab. Der Downtrend sollte noch nicht zu Ende sein. Nach dem monatelangen Pull-Back bricht Oracle im August durch die Unterstützung bei 17 und stürzt danach nahezu punktgenau auf das in der Juni-Ausgabe prognostizierte Kursziel von 10$.

Chart: Oracle Corp. - 871460
Oracle ist ein Riese, der sich in der Flaute recht gut hält. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres, das am 30.November endete, lag der Umsatz nur 7 Prozent unter dem Vorjahreswert bei 4,6 Mrd.$. In fast gleicher Höhe verringerte sich der Gewinn auf 1,06 Mrd.$. In Kürze wird der Konzern die Zahlen für das 3.Quartal (per 28.Februar) veröffentlichen - die Gewinnerwartung liegt bei ca. 10 Cents je Aktie. Seit dem September-Tief hat sich der Kurs fast verdoppelt, das KGV liegt momentan knapp unter 40.

Oracle ist einer der sichersten und besten NASDAQ-Titel, den man jetzt genau beobachten sollte. Im Vergleich mit dem Gesamtindex NASDAQ Composite ist Oracle ein Outperformer, der sich der seit Jahresbeginn herrschenden Gesamtmarkt-Schwäche völlig entzog. Tendenziell stieg Oracle sogar und könnte mit Kursen über 20$ demnächst ein neues Kaufsignal auslösen.

Kurssteigerungen wie in der Hausse, deren Endphase man links im Chart noch sehen kann, sind dann jedoch nicht zu erwarten. Bis Oracle in den Bereich über der starken Widerstandszone bei 27 bis 30 Euro zurückkehrt, dürfte es noch eine Weile dauern.
Positives Rating, Stopp-Loss-Limit-Vorschlag : ca. 16 Euro.


Thu, 18 Oct 2001 17:06:17 +0200, von Thomas Thielsch :
"Guten Tag Herr Düvel,
ASP's sind, bedingt durch den negativen Trend in der IT-Branche, derzeit nicht gerade der Renner. Wie beurteilen Sie z.B. die Aktie von Interliant?
Danke für Ihre Antwort, Thomas Thielsch"

Thu Dec 06 11:16:21 2001 +0100, von Thomas Thielsch :
"Sehr geehrter Herr Düvel,
ich führe einen größeren Bestand von Interliant (Nasdaq: Init) (sehr günstig gekauft) in meinem Depot. Im Moment gehört die Aktie zu den PennyStocks - besteht Aussicht auf Besserung oder sollte ich mich von meinen Beständen lösen, solange ich noch ein paar EURuro dafür bekomme?
Vielen Dank für Ihre Einschätzung und vorab ein schönes Wochenende,
Thomas Thielsch"

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 27.02.2002 : Interliant macht enorme Verluste: In den ersten drei Quartalen vergangenen Jahres hat das Unternehmen gut 230 Millionen Verlust verbucht, obwohl der Umsatz in dieser Zeit um nur drei Prozent auf 94,6 Mll.$ zurückging. Gegenüber der Vorjahresperiode hat sich der Fehlbetrag von -94,2 Mll.$ mehr als verdoppelt. Auch im letzten Quartal 2001 bleibt Interliant weit in den roten Zahlen.

Chart: Interliant Inc. - INIT - 922526
Bei den schwachen Fundamentals, die dieses Unternehmen vorweist, ist der Penny-Stock-Status gerechtfertigt. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell noch ca. 20 Mll.$. Bei den wenigen Informationen, die ich über Interliant gefunden habe, kann ich nicht einschätzen, ob sie überlebensfähig ist.

Charttechnisch hat sich der Kurs seit August im Bereich von 30 Euro-Cents gefangen. Doch auf diesem tiefen Niveau ist das keine Chartentwicklung, auf die man sich verlassen könnte. Es ist normal, daß potenzielle Pleite-Kandidaten irgendwo knapp vor dem Grenzwert Null seitwärts gehen, so lange sie noch notiert werden. Interliant hat seit dem Top im Februar 2000 (55 Euro) über 99 Prozent verloren. Jetzt ist die Aktie nur noch ein Spielball für "Zocker"-Naturen. Auch nach sechs Monaten Seitwärtsbewegung bewegt sich die Aktie immer noch unter der (roten) Abwärtstrendlinie.

Interliant erhält selbstverständlich ein negatives Rating. Es ist zu spät, um in dieser Situation einen befriedigenden Kommentar abgeben zu können. Wenn Sie sehr tief eingestiegen sind und es sich noch um einen ansehnlichen Betrag handelt, könnten Sie die Position mit einem Stopp beispielsweise bei 29 Euro-Cents absichern und beten. Mit Glück erfolgt nochmals eine kleine Rallye wie im Oktober-November, die man in Amerika als Dead Cat Bounce bezeichnen würde ("Auch eine tote Katze springt nochmals hoch, wenn sie nur tief genug fällt."). Eine solche Erholung würde ich zum Ausstieg nutzen.


Thu, 15 Nov 2001 15:23:22 +0100, von Norbert Schill :
"Hallo Herr Düvel,
vielen Dank für ihre stets lesenswerten, wenn auch manchmal den Depot-Besitzer schmerzlich treffenden Analysen. Ich möchte sie gerne biten, die Aktien von der Icos Corp (WKN: 882008) und/oder der Redback Networks (WKN: 922459) unter die Lupe zu nehmen.
Mit freundlichen Grüßen Norbert Schill"

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 27.02.2002 : Es ist ganz interessant die zuvor behandelte Interliant mit Icos zu vergleichen. Sowohl die Höhe des Umsatzes als auch des Verlusts liegen in ähnlichen Regionen bei dreistelligen Millionenbeträgen. Icos hat im letzten Jahr eine Umsatzsteigerung von drei Prozent auf 93,4 Mll.$ erzielt, der Verlust wurde von 34,8 auf 80,2 Mll.$ mehr als verdoppelt. Dennoch liegt die Marktkapitalisierung von Icos mit aktuell ca. 2,53 Mrd.$ bei dem 125fachen von Interliant.

Bei Icos handelt es sich eben um ein Unternehmen des Biotech-Sektors, dem zukünftig ausserordentliche Wachstumsraten zugetraut werden. Der nach wie vor intakte Aufwärtstrend der Icos-Aktie lebt von der "Viagra-Phantasie". Cialis heisst das Mittel, das Erektionsstörungen beseitigen und für Einnahmen in Milliardenhöhe sorgen soll. Noch fehlt allerdings die Zulassung für Cialis, das zusammen mit Eli Lilly vermarktet werden soll. Im zweiten Halbjahr 2002 erwartet Icos grünes Licht von der Food and Drug Administration (FDA).

Chart: Icos Corp. - ICOS - 882008
Die Aktie von Icos wurde bereits in den Leserbriefen Ausgabe Nr.53 vom 22.10.2001 technisch beleuchtet. Dieser Zeitpunkt ist im obigen Chart mit einem (braunen) Pfeil markiert. Nach dem Anschlag in New York hat sich Icos zunächst gefangen und lief noch bis Jahresende aufwärts parallel zum bisherigen Aufwärtstrend. Seit Jahresbeginn driftet der Kurs jedoch wieder abwärts und unterschreitet erneut die Unterstützung bei ca. 60 Euro (ganz rechts gelb markiert).

Das Rating für Icos muss nun von knapp positiv auf neutral revidiert werden. Momentan ist Icos nur eine Halteposition mit berechtigter Phantasie. Kritisch wird diese Aktie erst, wenn die massive Unterstützung knapp über 40 Euro bzw. 40$ nachhaltig getestet wird. Knapp darunter sollten bestehende Positionen mit einem Stopp-Loss-Limit abgesichert werden.


Mon, 21 Jan 2002 08:15:06 +0100, von Salvatore Geraci :
"Sehr geehrter Herr Düvel,
ich würde gerne ihre Meinung zu Lennar Corp. WKN 851022 hören. Sowohl fundamental als auch technisch sieht diese Aktie meiner Meinung nach positiv aus.
Vielen Dank im voraus.
Mit freundlichen Grüssen Salvatore Geraci"

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 27.02.2002 : Vollkommen richtig, Lennar ist eine Spitzenaktie. Das hierzulande relativ unbekannte, amerikanische Unternehmen baut und verkauft Häuser. Damit erzielte Lennar im Fiskaljahr 2001 (per 30.November) ein hervorragendes Ergebnis: während der Umsatz um satte 28 Prozent auf 6,03 Mrd.$ anzog, explodierte der Gewinn um 82 Prozent auf 417,8 Mll.$. Das KGV der Aktie liegt je nach Schätzung bei 10 oder tiefer!
Lennar wird aktuell mit ca. 3,5 Mrd.$ an der Börse bewertet.

Chart: Lennar Corp. - LEN - 851022
Wie bei nahezu allen Aktien wurde der Trend der Aktie im September schlagartig unterbrochen. Lennar fiel dabei auch für Tage unter die massgebliche Unterstützung knapp unter 40 Euro. Die ausgesprochen günstige Bewertung hat den Kurs in den vergangenen Monaten längst wieder Richtung Norden getrieben. Mit der Überschreitung des Juli-Hochs lieferte Lennar ein neues Kaufsignal (gelb markiert).

Lennar erhält ein positives Rating. In dieser Geschwindigkeit kann es aber nicht weiter gehen, da der Verkauf von neuen Eigenheimen in den USA stockt. Im Januar sind die New Home Sales mit dem stärksten Rückgang seit 1994 deutlich eingebrochen, während die Existing Home Sales im gleichen Monat einen Rekord markierten.

Für einen Neueinstieg ist Lennar schon sehr weit gelaufen. Ein Throw Back auf 55 Euro ist noch möglich ...

Gründsätzlich sollten solche Werte bei Interesse nur in Dollar gekauft werden. OnVista meldet beispielsweise für den 28.Februar keinen Umsatz für Lennar an deutschen Börsenplätzen. Insbesondere wenn der Trend dreht, könnte es schwierig werden, aus der Position zu kommen.


Wenn auch Sie eine Frage zu einer bestimmten Aktie haben, schicken Sie mir einfach eine eMail mit Ihrem Anliegen.
Bitte beschränken Sie sich auf einen, maximal zwei Werte Ihrer Wahl.
Die Adresse für die Leserbriefe zur Technischen Analyse lautet : leserbriefe@taprofessional.de.
Ich finde es eine nette und gute Angewohnheit, wenn die Leserbriefe mit dem Realnamen unterzeichnet werden. Danke!


Gruß und Erfolg, Lutz Düvel
27.02.2002
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