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Deutsche Bibliothek - ISSN 1616-1831
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20.09.2001

Lutz Düvel beantwortet Leserbriefe

In dieser Ausgabe gibt es Antworten zu den Aktien von

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Wed, 1 Aug 2001 14:18:33 EDT, von H.Schoppmann :
"Hallo Herr Duevel,
mich interessiert Ihre Meinung zu Myriad Genetics und General Electric.
Danke für ihre anschaulichen Analysen. H.Schoppmann"

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 20.09.2001 : Die amerikanische General Electric ist hinsichtlich der Marktkapitalisierung das größte Unternehmen der Welt. Aktuell wird GE mit etwa 301.7 Mrd.$ an der Börse bewertet. Für das enorme Wachstum ist vorrangig Jack Welch verantwortlich, der in Unternehmerkreisen als einer der besten Manager aller Zeiten angesehen wird.

Das Problem ist, daß die Management-Legende Welch nun nach rund 20 Jahren aufhörte, der Posten wurde an den Nachfolger Jeffrey Immelt abgegeben. Da die Erfolgsstory von GE sehr eng mit Welch verbunden wird, musste damit gerechnet werden, daß der Trend ein wenig unter dem Wechsel leidet.

Nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center hat sich der Kursrückgang erheblich beschleunigt. GE besitzt nämlich eine Rückversicherungstochter. Aufgrund der erhöhten Schadenbelastung bei der Employers Reinsurance kündigte GE an, daß der Gewinn im 3.Quartal bei weitem niedriger ausfallen wird als die Prognose.

Chart: General Electric Co.
Grundsätzlich ist GE ein Spitzeninvestment, daß sich für eine langfristige Anlage eignet.
Charttechnisch wurde der für einen so großen Blue Chip sehr steile Aufwärtstrend nach vielen Jahren vorerst unterbrochen. Der Kurs ist zum Jahreswechsel 2000-2001 unter die langfristige (blaue) Aufwärtstrendlinie gefallen und lieferte damit erste Warnsignale. Ein Verkaufsignal erfolgte dann mit dem Break der Unterstützung bei ca. 52 Euro.

Das charttechnische Rating ist aktuell negativ. Der Kurs fällt seit Anfang Juli steil abwärts ohne irgendwelche Anzeichen auf eine Trendwende. Sie können jedoch meiner Meinung nach sicher sein, daß dieser Abwärtstrend nicht mehr lange anhält. Dafür ist das Unternehmen einfach zu gut aufgestellt. Den Absturz sehe ich als Einstiegschance.
Charttechnisch findet der Kurs in Kürze bei 30 und dann im Bereich 20 Unterstützung. Bei 20 wäre GE ein absolutes Schnäppchen. Wenn man sie so tief bekommt, kann man nicht viel falsch machen.


Wed, 05 Sep 2001 13:32:34 +0200, von Marco Bihr :
"Guten Tag, sehr geehrter Herr Duevel,
ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie in der kommenden Ausgabe die Titel Ballard Power und Umweltkontor behandeln könnten. Vielen Dank!
Freundliche Grüsse Marco Bihr"

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 20.09.2001 : Ballard Power arbeitet in der Entwicklung von Brennstoffzellen. Diese Technologie wird seit einiger Zeit als zukunftsweisend gehandelt. Möglicherweise ersetzt sie irgendwann den Otto-Motor in der Produktion der Automobilindustrie. VW, Daimler, Opel und Toyota arbeiten an der Serienreife.

Dem Optimismus für die Brennstoffzelle ist jedoch in letzter Zeit Ernüchterung gefolgt. Nun hieß es auf der IAA, bis zur Serienreife könne es noch gut zehn Jahre dauern. Mit diesen Aussichten ist Ballard Power einfach zu teuer. Die Börsenkapitalisierung liegt bei weit über einer Milliarde $ und beträgt damit ein Vielfaches des für 2001 geschätzten Umsatzes. Gewinn macht das Unternehmen nicht - im ersten Halbjahr konnte Ballard die Umsätze zwar um 47 Prozent auf 40,8 Mll.Can$ steigern, gleichzeitig verdoppelte sich jedoch der Netto-Verlust nahezu auf 63,4 Mll.Can$.

Chart: Ballard Power
Das Chartbild von Ballard Power ist recht interessant. Genau zu Beginn letzten Jahres löste sich eine sehr große symmetrical triangle-Formation mit einem positiven Ausbruch auf. Die nachfolgende Thrust-Phase ist links im Chart gelb markiert.

Nach dem Thrust bewegte sich der Kurs im ganzen Jahr 2000 über der Unterstützung bei 70 bis 80 Euro. Im Februar fällt er durch und landet wieder auf dem Niveau des Dreiecks. So wie Ballard Power im Januar 2000 nach oben schoß, so stürzt sie im August diesen Jahres wieder nach unten, nachdem sie die Unterstützung bei 40 Euro breakt (rechts gelb markiert).

Nach horrenden Verlusten liegt Ballard Power nun auf der untersten waagerechten Unterstützung im Bereich von 16 Euro. Wie gesagt, ist die Aktie m.E. nach wie vor viel zu teuer. Rechnen Sie mit dem baldigen Durchbruch und der Fortsetzung des Abwärtstrends.


Mon, 3 Sep 2001 13:24:42 +0200, von Hans-J.Meschkat :
"Hallo Herr Duevel,
immer noch keinen sell-out mit echter Panik zu sehen!
ABER falls er doch noch BALD erscheint .... ist dann JETZT Gold / Barrick Gold chartechnisch echte Alternative oder erst prozyklisch ab 315 Goldpreis ?
Gruss HJ Meschkat"

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 20.09.2001 : Jetzt, endlich möchte man fast sagen, ist der Sell-Out da. Wir erleben seit Monaten einen der schwersten Börseneinbrüche aller Zeiten, doch erst seit dem Terror-Anschlag in Amerika herrscht Panik. Nun werden neben den spekulativen Aktien auch die Qualitätstitel wahllos aus den Depots geworfen. Die Börsenkrise und das drohende Kriegsszenario sind eigentlich beste Vorraussetzungen für das Gold. Oder zumindest wären sie das früher gewesen.
In den Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahre, beispielsweise der Rußland-, Lateinamerika und Asienkrise Ende der 90er, zeigte sich, daß das gelbe Edelmetall seine frühere Rolle als Sicherheitsanlage verloren hat. Eine Reaktion nach oben blieb im Preis der Unze aus.

Grund hierfür ist sicher das immense Angebot seitens der Notenbanken, die schon seit längerer Zeit Bestände in sehr großem Umfang abbauen und noch für mehrere Jahre als Verkäufer im Goldmarkt auftreten werden.

Dennoch muß ich Ihnen beipflichten - bereits am Top der Hausse vor 1,5 Jahren habe ich kleine Positionen Goldminen zur Absicherung gekauft. Obwohl die Börse danach einbrach, ging diese Strategie leider nicht auf. Trotzdem verfolge ich das Gold weiter mit Argusaugen. Insbesondere nach den schrecklichen Ereignissen vergangener Woche.
Sehen wir uns den Gold-Chart an :

Chart: Unze Gold
Der Candle-Stick-Chart auf Monatsbasis zeigt die vergangenen zehn Jahre der Historie. Charttechnisch ist eigentlich alles perfekt für einen nachhaltigen Anstieg des Goldpreises. Wir haben mit den Tiefs von 1999 und 2001 einen Doppel-Boden, wobei das zweite Tief sogar leicht über dem ersten liegt. Angesichts der schweren Baisse zuvor ist der Zeitraum dieser Bodenbildung angemessen. Wie 1991-1993 ist von 1999-2000 ein möglicher Baisse-Keil, ein Falling Wedge zu sehen. In den letzten Wochen zieht der Kurs deutlich an und hat den Widerstand 280 bereits überschritten - das ist schon ein frühes, spekulatives Kaufsignal.
Aber der Kurs kommt einfach noch nicht richtig in Gang. Das könnte sich ändern, wenn die sehr alte Chartmarke bei 300$ genommen wird, die schon 1979, 1982 und 1985 von Bedeutung war.

Man sollte das Gold zur Zeit unbedingt beachten, Vorsicht trotzdem mit der Spekulation in Goldminen. Damit haben sich in der Vergangenheit sehr viele Anleger die Finger verbrannt. Schauen wir uns ein paar Werte an. (Alle folgenden Charts werden im gleichen Zeitraum dargestellt. Achten Sie jeweils auf den (gelb markierten) Kursanstieg 1993, als der Preis einer Unze Gold in einem Thrust auf über 400$ schnellte.)

Chart: Barrick Gold
Die von Ihnen genannte Barrick Gold finde ich persönlich weniger interessant. Wenn etwas beim Gold passiert, erwarte ich ein größeres Gewinn-Potenzial, als es Barrick verspricht. Die Aktie ist mir zu schwer. Barrick hat erst fast nicht merkbar reagiert, sie liegt immer noch im Seitwärtstrend.
Chart: Placer Dome
Interessanter wirkt Placer Dome, die von tief unten kommt und seit Beginn diesen Jahres nach oben gedreht hat. Wenn der Trend anhält, trifft der Kurs allerdings in Kürze auf den massiven Widerstand bei ca. 15 Euro.
Chart: Homestake Mining
Unter spekulativen Gesichtspunkten gefällt mir momentan Homestake Mining am besten. Im Mai hat sie den seit 1994 herrschenden Abwärtstrend durchbrochen und schaffte es erst kürzlich auch, den Widerstand bei 8,50 bis 9 Euro zu überwinden (rechts gelb markiert). Homestake wird bei etwa 12 auf den nächsthöheren Widerstand treffen.

Bitte beachten Sie, daß die Vorstellung dieser Goldminen keine Kaufempfehlung darstellt. Es sind rein charttechnisch interessante Situationen.


Wenn auch Sie eine Frage zu einer bestimmten Aktie haben, schicken Sie mir einfach eine eMail mit Ihrem Anliegen.
Bitte beschränken Sie sich auf einen, maximal zwei Werte Ihrer Wahl.
Die Adresse für die Leserbriefe zur Technischen Analyse lautet : leserbriefe@taprofessional.de.
Ich finde es eine nette und gute Angewohnheit, wenn die Leserbriefe mit dem Realnamen unterzeichnet werden. Danke!


Gruß und Erfolg, Lutz Düvel
20.09.2001
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