Technische Analyse versus Fundamental-Analyse


Tausende von Anlegern bemühen sich seit Jahrzehnten und bemühen sich noch immer, eine verläßliche Methode zu finden, die zukünftige Kursentwicklung von Wertpapieren zu erkennen und vorherzusagen. Im Laufe der Jahre haben sich dabei vorwiegend zwei Gruppen von Investoren entwickelt, die zwei völlig verschiedene Methoden der Aktienanalyse anwenden.

Die eine Analyseart wird als fundamentale und die andere als technische bezeichnet. Die Anhänger der fundamentalen Analyse verlassen sich auf statistische Daten der Unternehmen. Sie untersuchen die Pläne der Gesellschaft, die Dividendenrendite, die Bilanz, Cash-Flow und KGV. Täglich verfolgen diese Anleger alle Nachrichten der Politik und der Wirtschaft, um zukünftige Bedingungen abzuschätzen.

Der fundamental orientierte Investor bewertet ein Unternehmen nach all diesen Informationen und entscheidet sich zum Kauf der Aktie einer Gesellschaft, wenn der Kurs unter seinem geschätzten Wert notiert oder basierend auf seinen Kennzahlen im Vergleich zu anderen Unternehmen günstig erscheint. Er erhofft sich also von diesem Engagement, daß auch die anderen Marktteilnehmer die Unterbewertung bemerken und seine Aktie ebenfalls kaufen.

Die Technische Analyse unterscheidet sich von dieser Handlungsweise enorm. Der technische Analyst beobachtet die Aktion der Börse selbst, im Gegensatz zur Untersuchung der Objekte, die an der Börse gehandelt werden. Der Kursverlauf der Wertpapiere und Indices wird in grafischer Form, dem sog. Chart, dargestellt und aus ihm Prognosen für den zukünftigen Trend abgeleitet.

Die Chartisten bestreiten natürlich nicht, daß die Zahlen der fundamentalen Analyse eine Rolle bei der Kursentwicklung eines Wertes spielen; sie wissen jedoch, daß eine Aktie niemals genau bei ihrem tatsächlichen Wert notiert. Die Kurse werden vielmehr von Angebot und Nachfrage, Hoffnungen und Ängsten, Vermutungen und Stimmungen der Marktteilnehmer bestimmt.
Alle Faktoren spiegeln sich also allein im jeweiligen Kurs des Wertpapieres !

Kritik üben die Chartisten an den "Fundamentalisten" zum einen, weil diese sich entweder auf alte und überholte Daten oder aber auf prognostizierte Ergebnisse stützen. Was nützt es beispielsweise, wenn (übrigens sehr gut bezahlte) Analysten für das folgende oder übernächste Jahr beim Unternehmen Ihres Interesses einen Gewinn prognostizieren, der dann real völlig verfehlt wird - weil sich die konjunkturelle Situation eben nicht so entwickelte, wie es die Volkswirtschaftler erwartet haben. Die fundamentale Analyse ist keineswegs so objektiv, wie sie angepriesen wird.

Weit wichtiger als dieser Aspekt ist die Tatsache, daß die Fundamentalanalyse einen der wichtigsten Bereiche der Börsenanalyse überhaupt nicht berücksichtigt: die Psychologie. Gier und Angst beherrschen jeden Marktteilnehmer, sobald er sich auf das rutschige Parkett begibt.

Technische Analyse ist ein bzw. das einzige Instrument, mithilfe dessen die außerordentlich wichtige Psychologie der Märkte in die Anlageentscheidungen einbezogen werden kann. Stichwort: Behavioral Finance.

Die Technische Analyse untersucht aus diesen Gründen nur bzw. vorrangig das Kursverhalten der an der Börse gehandelten Werte. Bei langjähriger Beobachtung der Charts ist nämlich unbestreitbar erkennbar, daß sich Aktien in Trends bewegen, bestimmte Kursbereiche wie durch einen unsichtbaren Widerstand einfach nicht über- oder unterschritten werden. Bei Änderung der Trends zeigen die Kurskurven oftmals immer wiederkehrende Muster und Formationen.
Diese Strukturen und Trends erkennen und deuten zu können, macht sich der technische Analyst zur Aufgabe. Denn - auch aufgrund eines psychologischen selfulfilling prophecy-Effekts - lassen sich so Rückschlüsse und Prognosen auf den weiteren Kursverlauf schließen.


Lutz Düvel
[ Herausgeber von
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Letzte Änderung 04.12.2007 - COPYRIGHT (c) 1999-2007 TA professional - www.taprofessional.de