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Editorial Update: DAX Neuer Markt: Das Geld liegt auf der Straße Buchempfehlung: TA-Bibel von Murphy Dow Jones Index: aufpassen! Wetterbericht PREMIUM: MDAX-Outperformer - Index-TA plus Aktien-Tipp PREMIUM: Neuer Markt-Perle vor Kaufsignal
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TA professional, Do, 26.04.2001, ld. Willkommen zur Ausgabe Nr.23 von TA professional, dem eZine der Technischen Analyse ! In den zurückliegenden zwölf Monaten wird vielen Einsteigern klar geworden sein, daß doch ein gewisser Aufwand erforderlich ist, um an der Börse erfolgreich zu sein. Es ist wie mit allen Dingen - man muß sich Grundlagen aneignen und verstehen und - sehr wichtig - Erfahrungen sammeln. In jedem anderen Bereich wird es für selbstverständlich angesehen, daß eine Jahre lange Ausbildung erforderlich ist. Nur an der Börse, da glaubt fast jeder Anfänger, daß er zu den großen "Überfliegern" gehört. Wie seltsam, wo es doch gerade an der Börse um das mühsam Ersparte geht, das einem nicht unerheblichen Verlustrisiko ausgesetzt wird.
Ich bin überzeugt, daß man mit Technischer Analyse einen Vorsprung gegenüber Anlegern hat, die Charts überhaupt nicht berücksichtigen. Niemand kann die Zukunft voraussagen. Das ist unbestreitbar richtig. Es wäre aber vermessen, auf Grundlage dieser Aussage zu behaupten, daß es gleichermaßen nicht möglich ist, hohe Wahrscheinlichkeiten für zukünftige Börsentrends zu bestimmen. Nichts anderes wird mit Technischer Analyse versucht.
Performance-Rückblick An dieser Stelle wurde gewarnt. Mehrfach und nachweisbar. Am Beispiel des NEMAX All-Share-Index haben wir zu diesem Zweck einen Performance-Rückblick angefertigt. Überzeugen Sie sich damit online, was Technische Analyse - bei richtiger Anwendung - wirklich leisten kann.
Grundlagen
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Gruss und Erfolg, Lutz Düvel
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TA professional, Do, 26.04.2001, ld. Bezugnehmende Artikel in Ausgabe Nr.22, Ausgabe Nr.21, Ausgabe Nr.20, Ausgabe Nr.19, Ausgabe Nr.18, Ausgabe Nr.15, Ausgabe Nr.8 Die Charttechnik des DAX hat sich noch nicht gebessert. Die pessimistische Einschätzung aus der letzten Ausgabe entsprach im Januar nicht dem vorsichtigen allgemeinen Optimismus. Vor allem aufgrund des hervorragenden Trendkanal-Verhaltens des DAX. Tatsächlich bestätigte unser Leitindex Ende Januar die obere Begrenzung des mittlerweile mittel- bis langfristigen Trendkanals bei ca. 6800 Punkten genau. Charttechnisch einwandfrei dreht die Indexkurve daraufhin wie in den Vormonaten nach unten ab. So führte der Trendkanal den DAX Ende Februar ein zweites Mal in den Bereich des Tops aus Juli 1998 bei 6186,09. In den ersten März-Tagen wird diese alte Unterstützung durchbrochen, was einen kleinen Einbruch nach sich zieht (rechts gelb markiert).Seit dem 22.März ist der DAX fast 15% gestiegen und liegt wieder über 6000. Zum Jubeln ist es viel zu früh. Entscheidend ist, daß sich die charttechnische Situation mit dem Sturz unter den Kanal weiter verschlechtert hat. Durch die Erholung der vergangenen Wochen ist der DAX gerade mal in den ursprünglichen Trendkanal zurückgekehrt, der nun mal abwärts gerichtet ist. Das Rating ist deshalb nicht einmal neutral. Daß unser Leitindex bei 5400 zum Halten kam, ist nicht verwunderlich. Die waagerechten Linien bei 6200 und 5400 wurden bereits in der letzten Ausgabe als wichtigste Unterstützungen eingezeichnet. Wieso das für den 5400er Bereich gilt, kann man nur in einer längerfristigen Grafik erkennen : Vor drei Jahren ist der 5400er Widerstand entstanden. Nach einer weiten Rally korrigierte der DAX auf diesem Niveau erstmals im April 1998. Nahezu im ganzen Jahr 1999 wurde der DAX im Bereich von 5400 gedeckelt. Nach dem positiven Break im November 2000 wechselte diese Marke von Widerstand in Unterstützung (rot-blau).Rechts im Chart sehen wir, daß der DAX nun nicht mehr nur die steilere Aufwärtstrendlinie seit Tief Oktober 1998 durchbrochen hat, sondern auch die Langfristige, die man seit dem Tief im März 1995 konstruieren kann. Das ist gar nicht gut. Der DAX liegt aktuell im intakten Abwärtstrend knapp unter dem alten Top-Widerstand 6200 und der langfristigen Aufwärtstrendlinie. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, woher die Kraft für einen Break dieses Widerstands-Bündels kommen sollte. Eine Zinssenkung seitens der EZB ist vorstellbar. Diese wird jedoch mittlerweile so sehnlichst erwartet bzw. öffentlich gefordert, daß m.E. bei einer tatsächlichen Senkung nicht mehr mit einem nachhaltig positiven Effekt für die Börse gerechnet werden kann. Selbst wenn der DAX 6200 überschreiten kann, folgt die nächste Barriere sogleich bei etwa 6500 - der oberen Trendkanalbegrenzung und dem aktuellen Niveau der langfristigen 200 Tage Durchschnittslinie. Erst nach einem signifikanten Break bei 6500 Punkten müsste das nach wie vor negative Rating revidiert werden. [ zum Anfang ]
TA professional, Mo, 16.04.2001, ks. Weitere Artikel von Kurt Seifert : Sehen vs. Hoffen, Wu Wei (Nichts tun) ?, O.N.. Selektiert man jene Werte des Neuen Marktes, deren Tageskurs einen Kursrückgang von mindestens 90% gegenüber dem Höchstkurs der letzten 500 Börsentage bedeutet, erhält man (Stand 12.4.2001) eine Liste mit 178 Aktiennamen. Das sind viel zu viele für eine vernünftige WatchList und, nebenbei, ca. 50% aller am Neuen Markt notierten Titel. Die goldene Bottom-Fisher-Rule "90% Kursverlust und nicht Pleite" ist auf Werte des Neuen Marktes nur sehr eingeschränkt als geeignetes Investitionskriterium anwendbar. Man darf nicht verdrängen, daß etliche der vorangegangenen Kursübertreibungen, nach konventionellen Bewertungsregeln, das Zehnfache des Vernünftigen überschritten. Mit der logischen Folge, daß viele der scheinbar "ausgebombten" Werte, trotz des 90%igen Kursrückganges, objektiv immer noch überbewertet sind.
Diese gilt es als erstes herauszufiltern. Als Datenquelle bediene ich mich des Kursteils der laufenden "Börse Online". Aktien mit dort ausgewiesenen Gewinnerwartungen für 2001 bzw. 2002 nehmen die 2.Selektionshürde unabhängig von ihrer sonstigen Bewertung. Aktien, für die in einem oder beiden genannten Zeiträumen Verluste erwartet werden nur dann, wenn die Marktkapitalisierung nicht mehr als 150% des Umsatzes im vergangenen Geschäftsjahr ausmacht und zudem das Kurs-Buchwert-Verhältnis kleiner 2 ist. Dabei werden die erwarteten Verluste 2001/2002 vom jetzigen Buchwert subtrahiert und darauf geachtet, daß dieser trotzdem den genannten Grenzwert nicht überschreitet. Überschreitet das Eigenkapital die Marktkapitalisierung, entfällt deren Begrenzung auf 150% des Umsatzes, um auch jene unproduktiven Cash-Giganten zu erfassen, die möglicherweise Ziel von Übernahmeaktivitäten werden könnten. Es verbleiben erstaunlicherweise 89 Titel nach dieser 2.Selektion. Viele mit Gewinnausweis, einer vernünftigen Bewertung im Verhältnis zu Gewinn und Umsatz. Recht viele mit Geschäftsausweitungsraten, von denen die restliche Wirtschaft nur träumt. Etliche mit Buchwerten pro Aktie, die die gegenwärtigen Kurse überschreiten. Das Geld liegt auf der Straße. Keiner dieser Werte notiert über seinem GD 200. 83 von 89 Aktien notieren unterhalb ihres kurzfristigen GD 38. Das Geld liegt auf der Straße und man braucht sich nicht einmal mit dem Aufheben zu beeilen. Die Achillesferse vieler dieser Aktien ist gegenwärtig die Liquidität. Der 3.Selektionslauf mit vernünftigen täglichen Umsatzvorgaben brachte kein verwertbares Ergebnis. Dies zeigt das Desinteresse auf der Käuferseite. Sentimenttechnisch durchaus als zusätzliches Kaufsignal bewertbar, da ein typisches Marktverhalten am Ende einer Baisse.
Das Interessanteste an einer Baisse ist ihr Ende.
Wann ist die gegenwärtig am Neuen Markt laufende Baisse zuende?
"Jetzt!" rufen sehr viele Techniker. Der Markt sei heillos überverkauft. Die elementarsten Werkzeuge der Chartanalyse erweisen sich häufig zugleich als die effizientesten. Trendlinien, Unterstützungs- und Widerstandsniveaus sind in ihren Aussagen vielfach klarer und eindeutiger als das schier unüberschaubare Universum der technischen Aktienanalyse-Indikatoren. Mit Hilfe dieser Grundtechniken gewinnt man zusätzlich und ohne Mehraufwand die Kontrolle über den wichtigsten und schwierigsten Faktor, die Zeit. Prozentual bedeutsame Kursveränderungen erweisen sich aus der Sicht der nächsthöheren Zeitebene als unbedeutend. Vermeintliche "Trendwenden" werden zu zufallsbedingten "Chartzacken". Simple Trendlinientechnik hilft entscheidend bei der richtigen Urteilsfindung. Der unterhalb einer Trendlinie liegende Kursbereich, der abschätzbare Zeitraum für die Überwindung dieser Distanz bei einem gegebenen Trend, relativieren so manche Tagesentwicklung und machen ihren Unterschied zu einer wirklich wichtigen Chartformation deutlich. In Zeiten extremer Volatilität wird das Gefühl des Zeitmangels, des Zeitdruckes (der sich häufig als Investitionsdruck äußert) übermächtig. Man glaubt unwiederholbare Gelegenheiten zu verpassen, wenn man hört, daß Pixelpark in der vergangenen Woche um 177% gestiegen ist. Ein Blick auf deren Chart und eine einzige Trendlinie dürften Gelassenheit auslösen.
Zeitdruck ist ein weitverbreiteter Börsianer-Irrtum. In Wirklichkeit entwickeln sich für den Durchschnittsinvestor nutzbare Trends langsam, oft über Monate, bevor eine entscheidungsrelevante Situation entsteht. Nur in Euphoriezeiten verhält sich der Markt anders. Aber langsam spricht sich herum, daß wir die Euphoriephase gerade hinter uns haben.
Ich investiere grundsätzlich nur in Aktien mit relativer Stärke. Die Auswahl von Aktien mit extremer Schwäche ist dazu kein Widerspruch, sondern eine mittelfristige Vorbereitung. Ich verhalte mich trendfolgend, wie die meisten Durchschnittsinvestoren. Die von mir untersuchte Aktienauswahl besteht ausschließlich aus Werten im noch intakten Baissetrend. Dies ist eine notwendige Voraussetzung, wenn man wünscht, bei neuen Aufwärtstrends möglichst früh dabei zu sein. Ich treffe Kauf- und Verkaufentscheidungen anhand von charttechnischen Kriterien. Das bedeutet jedoch nicht, daß ich jeden Non-valeur akzeptiere, nur weil er charttechnisch "interessant" ausschaut. Deshalb enge ich in meiner WatchList-Vorauswahl die Zahl der möglichen Kaufkandidaten durchaus nach fundamentalen Gesichtspunkten ein. Diese vorangestellte Folge von scheinbaren Widersprüchen erklärt sich aus meiner Gewohnheit, eine Aktie vor dem Kauf einige Zeit zu beobachten. Nur so bekommt man ein Gefühl für das Mögliche und Wahrscheinliche in der Entwicklung eines Einzelcharts und der dazugehörigen Umsätze. Trendlinien helfen, hektische Entschlüsse zu vermeiden, Widerstandslinien warnen vor möglichen Gefahren eines verfrühten Investments, Unterstützunglinien regen zu erhöhter Aufmerksamkeit an.
Man sollte seine Kurszielvorstellungen konsequent von verflossenen All-time-highs trennen. Diese sind gerade am Neuen Markt realitätsferne Vergangenheit und keine Orientierung für künftige Kursentwicklungen. Andererseits befinden wir uns in Teilbereichen des Neuen Marktes mitten in einer Übertreibungsphase nach unten. Sobald die emotionale Verwirrung und Verunsicherung bei den Marktteilnehmern abklingt, wird diese korrigiert werden. Bevor ich es vergesse, dies ist ein Denkanstoß für spekulative Ergänzungsanlagen, lediglich zur Depotbeimischung. Dies ist vor allem, noch einmal sei es betont, ein Vorgriff auf von mir erwartete künftige Entwicklungen.
Kurt Seifert [ zum Anfang ]
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TA professional, Do, 26.04.2001, ld. Bezugnehmende Artikel in Ausgabe Nr.20, Sonderbericht vom 27.06.2000 Im Sommer letzten Jahres haben wir im Sonderbericht vom 27.06.2000 auf die auffällige Diamant-Struktur im Chart des Dow Jones Industrial Index hingewiesen. Der nachfolgende positive Ausbruch im August und September scheiterte an der obersten waagerechten Widerstandslinie bei 11.300 (siehe auch 1999er Tops). Danach fiel der Index im weiteren Verlauf des zweiten Halbjahrs in die Seitwärts-Range 10.400 bis 11.000 zurück. Einige Charttechniker haben die Diamond-Formation nach der Monate langen Seitwärtsbewegung verworfen (siehe auch Ausgabe Nr.20). Andere haben die zusammenlaufenden Trendlinien der rechten Hälfte der Formation immer weiter aufgezogen, so wie es hier in der Grafik gemacht wurde. Bis in den März hinein war der Dow Jones stabil. Erst als die HighTech-Märkte in die zweite Verkaufswelle gerieten, breitete sich der Baisse-Virus auch auf die Standardwerte aus. Der Jonas durchbricht die Unterstützung bei 10.400 (links gelb markiert) und kommt erst im nächsttieferen Unterstützungsbereich 9.200 bis 9.600 zum Halt. Chartanalysten auf der ganzen Welt nahmen die Idee des Diamonds daraufhin wieder auf.
Nahezu alle Marktsegmente befinden sich seit Ende März in einer mindestens kurzfristigen Aufwärtskorrektur. So auch der Dow Jones Index, der den gesamten Verlust wieder aufholen konnte.
Objektiv charttechnisch kann jedoch auch nach der Erholung der letzten Wochen noch nicht von Entwarnung gesprochen werden. Denn gerade beim aktuellen Stand von ca. 10.500+ müssen wir sehr genau aufpassen. Die gesamte Aufwärtsbewegung seit März kann sich als Pull-Back herausstellen, wenn der Index jetzt auf dem Niveau der Trading Range 10.400 bis 11.000 abprallt. Ein Pull-Back ist eine Bestätigung eines vorhergehenden Verkaufsignals. Die Kurse ziehen dabei ein letztes Mal bis zum Breakpoint an. Dieses Szenario ist sehr negativ. Man kann die Möglichkeit eines Pull-Backs m.E. jedoch erst verwerfen, wenn sich der Index für mindestens Wochen erneut in der Trading Range über 10.400 fängt. Echte Entwarnung gibt es erst, wenn der Dow Jones das Widerstands-Bündel zwischen 10.400 und 11.000 signifikant überwinden kann. In diesem Bereich konzentrieren sich aktuell die Auf- und Abwärtstrendlinien seit Anfang 2000, seit Mitte 1999 verläuft dort eine Trading Range, und auch die langfristige 200 Tage Durchschnittslinie zieht hier seit mehr als einem Jahr ihre Bahn. Ob es sich um einen Pull Back handelt, werden wir in den folgenden Wochen sehen. Eine erste Warnung gäbe es mit Unterschreitung von 10.400 Punkten. Nimmt der Dow Jones dann Fahrt auf wie Anfang März, wird es kritisch. [ zum Anfang ]
TA professional, Fr, 13.04.2001, wm. Weitere Wetterberichte in Ausgabe Nr.22, Ausgabe Nr.21, Ausgabe Nr.20, Ausgabe Nr.19, Ausgabe Nr.18, Ausgabe Nr.17, Ausgabe Nr.16, Ausgabe Nr.14 War nicht im letzten Wetterbericht zu lesen: "... sollten uns freundlichere Zeiten ins Haus stehen", oder "unterstützt eine optimistische Sicht der Dinge" und wo waren die Warnsignale, die auf drohendes Unheil hindeuteten? Oder umgekehrt, war das Unheil denn wirklich so groß? War die Stimmung etwa schlechter als die Lage?
Gemach, gemach! Betrachten wir doch einmal die Situation seit Jahresanfang: Der MDAX hatte sich im letzten Jahr sogar besser entwickelt als der DAX und der NEMAX befand sich seit seinen Frühjahrshöchstständen auf einer unentwegten Talfahrt. Weil wir gerade beim Neuen Markt sind: Ein Berufsoptimist wie Wassili Papas, Manager von NM-Fonds rechnet nach Handelsblatt-Angaben damit, dass der Neue Markt in etwa 5 Jahren seine Höchststände wieder erreichen könnte. Vielleicht sollte man dem Herrn Papas mal einen Chart vom japanischen Index in die Hand drücken, der das letzte Dutzend Jahre abbildet. Der Nikkei war seinerzeit weniger überspekuliert und weniger überbewertet als die heißeste Kiste, die Deutschland jemals hervorgebracht hat, als der Neue Markt.
Und Ende März? Keine einzige DAX-Aktie notierte noch über ihrem GD 200!
Nichts von alledem! Die Inflationsdaten lagen und liegen zwar leicht über der 2%-Schmerzgrenze der EZB, jedoch die letzten Zahlen aus verschiedenen Bundesländern zeigten wieder eine sinkende Inflationstendenz. Die EZB hatte eine neutrale Zinshaltung angenommen. Die Wachstumsprognosen wurden realistischerweise von 2.75% für Deutschland um etwa einen halben Prozentpunkt nach unten revidiert. Von Rezession keine Spur, besser würde man von einer Wachstumsdelle sprechen können. Und trotzdem! Ein gewaltiger Verkaufsdruck lastete auf den Märkten. Psychologisch wichtige Marken wie die 6000 wurden von den Baissiers genommen, als ob sie überhaupt nicht existierten. Eine schwarze Kerze jagte im Candlestick-Chartbild die nächste. Erholungstendenzen wurden wieder zum Verkaufen genutzt. Wie wir aus den vergangenen Jahren wissen, hat die Volatilität erheblich zugenommen. Liegt es an den gut funktionierenden Terminmärkten oder am herdenmäßigen Entscheidungsverhalten der Portfoliomanager? Ist der Druck auf den einzelnen so groß geworden, dass man sich keine eigene Meinung mehr erlauben kann und blind nur mehr das macht, was alle tun? Nach dem Motto: Die anderen sind auch nicht besser, also was soll's?
Jeder, der sich schon länger mit den Märkten und den ihnen zugrunde liegenden Marktmechanismen beschäftigt, weiß um das oftmals völlig irrationale Verhalten der Marktteilnehmer. Die Baisse nährt die Baisse; man befürchtet noch Schlimmeres; es besteht kein Mut zum Dagegenhalten; immer mehr geben auf; Panik macht sich breit. Gespräche mit Bankern ergaben ein gleiches Bild: Ruhe an der Käuferfront und teilweise panische Liquidationen. Kursziele von DAX 4000 waren auf einmal zu hören und die Nachfrage nach Festverzinslichen stieg an wie schon ewig lange nicht mehr. Neuemissionen waren verständlicherweise kaum an den Mann oder die Frau zu bringen und so mancher Stammtisch, der noch im letzten Jahr aus lauter ausgefuchsten alten Börsenhasen zu bestehen schien, wandte sich wieder interessanteren Themen zu. Man kann zu Sentiment-Indikatoren stehen wie man will. Häufig sollte man sie nur mit spitzen Fingern anfassen. Aber Extremwerte in jeder Hinsicht sollte man auf gar keinen Fall ignorieren. Passend zum DAX-Tiefstand stiegen auch die Pessimismus-Indikatoren auf Höchststände.
Fazit: Die Stimmung war um ein Vielfaches schlechter als die tatsächliche Lage. Die Auswertung von Aktienmarktprognosen für das neue Jahr in der Silvesterausgabe der Börsenzeitung gehört schon seit mehreren Jahren zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen : Von 18 angegebenen Banken (darunter Julius Bär, Deutsche Bank, UBS und zahlreiche andere feine Adressen) wagten 16 zu Silvester 2000 eine DAX-Prognose. Dabei ist weniger der prognostizierte Jahresultimostand interessant, als vielmehr die erwartete DAX-Bandbreite. Für das Jahr 2001 wurde von keinem (!) ein möglicher DAX-Stand von unter 6000erwartet. Für Contrarians ein wahrhaft gefundenes Fressen! Nun sollte das erwähnte Umfrageergebnis kein Grund zu irgend welcher Häme sein. Schließlich war das Zeitfenster für einen DAX-Stand von unter 6000 nicht allzu lange offen. Am 12. April schloss der DAX bereits wieder mit 6002 Punkten. Insbesondere Börsenneulingen kann man nur den guten Rat geben, sich von der allgemeinen Stimmung möglichst niemals anstecken zu lassen und möglichst einen kühlen Kopf zu bewahren. Das ist aber leichter gesagt als getan. Vielleicht ein kleiner Trost: Mit der Zeit des Sichbeschäftigens mit den Märkten gelingt es immer besser.
Apropos Stopp-Loss
Daher hier nur ein theoretisches, aber nicht unwahrscheinliches Exempel:
Also fassen wir kurz zusammen: Während viele jammern, wenn die Kurse fallen, so wird immer wieder übersehen, dass gerade in Baisse-Zeiten sich die allerbesten Möglichkeiten ergeben, um an billiges Material heranzukommen. Jede Medaille hat bekanntlich seine zwei Seiten und es sollen hier nun ein paar Werte Erwähnung finden, die als gut und preiswert einzustufen sind:
Insbesondere auf einen Wert möchte ich noch näher eingehen:
Nun sollte man meinen, so ein Paradestück müsste dementsprechend teuer sein. Keineswegs : Swiss Re wurde in den letzten Jahren mit einem Gewinnmultiplikator von durchschnittlich 11 (Low) und 18 (High) bewertet. Aktuell, die besten Kaufkurse gab es vor 2 Wochen, liegt das KGV auf der Basis 2001 bei 13 und auf das Jahr 2002 gerechnet etwa 12.
Auch dieser Bericht stützt sich wie immer auf eine langjährige Börsenerfahrung und ist wie schon bisher auch ohne Gewähr! Das Agieren an den Kapitalmärkten ist nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen und kann Ihre finanzielle Gesundheit beeinträchtigen. Eigene Gedanken und eigene Recherche sind durch nichts ersetzbar! Mit herzlichen Grüßen,
Walter Madeker P.S. Kritik, Vorschläge und Nachfragen zu den hier erscheinenden Börsen(wetter)berichten können Sie gerne auch direkt per eMail an den Autor richten. [ zum Anfang ]
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