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Erneuter Break bei der Deutschen Telekom

TA professional, Di, 14.08.2001,
ld.
Bezugnehmender Artikel in PREMIUM Ausgabe vom 18.12.2000

Die Aktie der Deutschen Telekom erfüllt optimal alle Kriterien, die für eine sehr hohe Prognosegüte via Technischer Analyse sprechen : eine sehr hohe Marktkapitalisierung, große Fondsbeteiligungen und unzählige private Aktionäre im Streubesitz, globaler Handel, ein Spitzenplatz im deutschen Leitindex und dementsprechend riesige Umsätze.

Es verwundert deshalb gar nicht, daß sich der Aktienkurs tatsächlich charttechnisch sehr gut verhält. Die Widerstands- und Unterstützungslinien der bisher zwei langfristigen Trends wirken wie ein Gestänge, das den Kursverlauf seit dem Start an der Börse vor mehr als vier Jahren erst auf- dann abwärts zwingt :
Chart: Deutsche Telekom T-Aktie 555750 langfristig  (Klick zentriert)

Im Frühjahr 2000 geriet die Telekom-Aktie in eine maßlose Übertreibung, als sie den ohnehin schon steilen Aufwärtstrendkanal nach oben verließ. Doch schon ein paar Wochen später fiel sie schnell in den Kanal zurück. Das Verkaufinteresse drückte den Kurs im Juli 2000 signifikant unter den Kanal - das erste große Verkaufsignal wurde damit auf einem Niveau von etwa 55 Euro generiert (links gelb markiert).

Auch die erste breite Unterstützungszone zwischen 35 und 45 Euro hält den Abgabedruck nur für einige Wochen auf. Der Trend ist weiter abwärts gerichtet, sodaß an dieser Stelle in der PREMIUM Ausgabe vom 18.12.2000 mit dem Break und dem nächsten Kursziel bei ca. 27 gerechnet wird (der braune Pfeil markiert den Zeitpunkt dieser Analyse). Wer den Stopp-Loss-Vorschlag knapp unter 36 Euro nachvollzogen hat, wurde schon zum Jahreswechsel mit einem blauen Auge aus der Position "gekickt".

Nach einem kurzfristigen Pull-Back im Januar breakt die Telekom signifikant und ereicht im Februar innerhalb von nur zwei Wochen unser Kursziel, daß sich im nächsttieferen Unterstützungsbereich 24 bis 30 Euro befindet (gelb markiert).

Im folgenden Linien-Chart, der nur noch die letzten 13 Monate der Historie zeigt, ist deutlich zu erkennen, daß sich sowohl der Break im Februar als auch der aktuelle jeweils durch grobe descending triangle-Strukturen frühzeitig ankündigten. Wir sehen über Monate die Ausbildung waagerechter Unterstützungen, während die oberen Umkehrpunkte gen Süden tendieren. Insbesondere in Baisse-Zeiten müssen solche Strukturen ernst genommen werden.
Chart: Deutsche Telekom T-Aktie 555750 kurzfristig  (Klick zentriert)

Werden Dreiecks-Strukturen abgeschlossen, folgt üblicherweise eine Thrust-Phase, da die vormals zu beobachtende Nachfrage im Bereich der waagerechten Trendlinie überrannt wird. Wer auf diesem Niveau in den Vormonaten gekauft hat, wird versuchen, seine Positionen schleunigst wieder abzugeben und verstärkt das schon bestehende Verkaufinteresse zusätzlich.

Der neue (rechts gelb markierte) Ausverkauf kommt insofern charttechnisch nicht unerwartet. Letzte Woche wurde jedoch bekannt, daß die Deutsche Bank ein riesiges Paket im Umfang von 44 Mll. Aktien am Markt platzierte. Einen Tag vorher bestätigte die renommierte Bank noch ihre Kaufempfehlung für die T-Aktie! So viel zur Objektivität der Empfehlungen von selbst am Marktgeschehen beteiligten Finanzhäusern ...

Wer immer noch Aktionär der Deutschen Telekom ist, sollte trotz des dramatischen Rückgangs nicht erwarten, daß es irgendwelche Entschädigungen geben wird. Kursverluste an der Börse werden nicht entschädigt. Entsprechende Aktionärsklagen oder Forderungen an das Bundesfinanzministerium sind einfach unrealistisch. An der Börse muß man leider mit Kursverlusten rechnen.

Das alles hat es übrigens schon einmal in Deutschland mit einer anderen Volksaktie gegeben : Anfang der 60er Jahre wurde die Volkswagen-Aktie zu 280 DM mit einem Sozialrabatt vorzugsweise an Kleinanleger verkauft. Die Aktie stieg innerhalb der nächsten Jahre auf über 1200 DM, um danach bis zum Jahreswechsel 1996-1997 bis unter den Startkurs zu fallen. Wie heute fühlten sich unzählige neue Anleger, die vor der VW noch nie eine Aktie besaßen, verraten und verkauft und wollten mit der Börse nichts mehr zu tun haben.

Nochmal zum Deutsche Bank-Verkauf und Voicestream : Die Deutsche Bank verkaufte letzte Woche T-Aktien im Auftrag eines Großaktionärs, der nach der Voicestream-Übernahme seitens der Telekom über ein großes Aktienpaket verfügte. Die Telekom bezahlte bei der Übernahme bekanntlich mit 1,17 Mrd. neuen eigenen Aktien. Die Hälfte davon ging an Kleinanleger. Mit den Großaktionären der anderen Hälfte wurden Haltefristen vereinbart. Ab September können 40% dieser Positionen und ab Dezember der Rest verkauft werden. Experten gehen davon aus, daß dann mehr als 200 Mll. Aktien zum Verkauf stehen könnten. Das ist eine ganz schlechte Ausgangslage für die T-Aktie. Diese Termine werden höchstwahrscheinlich von einstiegswilligen Investoren abgewartet werden.

Die Übernahme von Voicestream ist nicht nur in dieser Hinsicht ein Schlag ins Kontor. Gerade wurden die neuen Zahlen der US-Mobilfunktochter für das 2.Quartal bekannt gegeben : Demnach verdoppelte Voicestream Wireless den Verlust gegenüber Vorjahr auf 575 Mll.$ während der Umsatz von 456 auf 817 Mll.$ stieg.


Unabhängig von diesen Hintergründen ist die charttechnische Situation vollkommen eindeutig. Der Kurs hat mit der Unterschreitung der Unterstützung bei 24 den Abwärtstrend zum dritten Mal mit einem deutlichen Break bestätigt. Im unten links eingeblendeten Langfrist-Chart ist zu sehen, daß die Telekom nun in das Niveau der Startphase eingetaucht ist. Leichte Bremsung des wieder aufgenommenen Abwärtstrends ist bei 19 Euro zu erwarten (siehe auch April und Dezember 1997), die vorerst letzte Unterstützung liegt beim absoluten Tief von 15 Euro.
Ich nehme stark an, daß wir so tiefe Kurse innerhalb der nächsten Wochen sehen werden. Neben den Negativfaktoren, die die Telekom direkt betreffen, ist zeitlich m.E. noch längst nicht mit einer Trendwende im Gesamtmarkt zu rechnen. Der August ist der Urlaubsmonat schlechthin und der jedes Jahr befürchtete Oktober steht noch aus. Bis dahin wird diese Flaute m.E. anhalten.

Man muß es sogar für möglich halten, daß die T-Aktie unter das Startniveau von 15 Euro fällt, wenn die Masse der Kleinanleger mehr und mehr in Panik gerät. Je tiefer dieser DAX-Riese aber fällt, desto interessanter wird er für Investoren, die noch nicht oder längst nicht mehr dabei sind. Eine nachhaltige Trendwende erfordert jedoch eine entsprechend positive Geschäftsentwicklung, die momentan überhaupt nicht besteht. Die beruhigende Worte von Ron Sommer in der aktuellen Anzeigenkampagne machen den Kohl jedenfalls überhaupt nicht fett.
Für die Telekom-Aktie gilt : Never catch a falling knife!
___

Noch ganz kurz zu T-Online International :
Chart: T-Online International 555770 kurzfristig  (Klick zentriert)

Auch hier gibt es noch keine Entwarnung. Der Breakversuch im Mai ist gescheitert, die Aktie ist in den Trendkanal zurückgefallen und hat den Abwärtstrend mit der Unterschreitung des April-Tiefs Ende Juli bestätigt. Momentan sollte der Kurs mindestens über den stärkeren Widerstand bei 12,5 Euro steigen, um das negative Rating zu verbessern. Bis dahin können noch Monate vergehen.

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