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Deutsche Bibliothek - ISSN 1616-1831
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23.11.1999

Technische Analyse, Chartanalyse, Charttechnik von Aktien und Indices

In dieser Ausgabe werden folgende Werte untersucht:

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NASDAQ Composite Index

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www.taprofessional.de, Di, 23.11.99, ld.
Hört man die Kommentare mancher Finanzberichterstatter in Deutschland, könnte man den Eindruck bekommen, bei der elektronischen US-Börse NASDAQ handelt es sich um eine Zockerbörse mit entsprechend starken Ausschlägen. Richtig ist dabei nur eines, der Trend der NASDAQ ist wirklich stark. Ansonsten verhält sich der NASDAQ Composite Index sehr ordentlich - schon seit 1990 läuft ein primärer Aufwärtstrend, in den letzten 5 Jahren richtet sich die Kursentwicklung sehr gut an einem Aufwärts-Trendkanal :

Chart: NASDAQ Composite Index  (Klick zentriert)
Innerhalb des Kanals ist noch eine innere Trendlinie von Bedeutung, die in den Jahren 1996-98 einen oberen Widerstand darstellte. Nachdem diese Linie Anfang diesen Jahres positiv gebreakt wurde, verwandelt sich dieser Resistance technisch klassisch in einen Support (engl.: Unterstützung).

Im Vergleich mit den großen Welt-Indices der Blue Chips war nur eine der mittlerweile typischen Korrekturen im 3.Quartal charttechnisch kritisch. Nur 1998 war der Aufwärtstrend mit einem deutlichen Break der (blauen) Unterstützungslinie wirklich gefährdet. Zum Glück aller HighTech-Aktien-Freunde konnte sich der Markt jedoch wieder fangen.

Mit dem langfristigen Trendkanal ist die Chartanalyse des NASDAQ Composite fast hinreichend beschrieben. Denn zu Formationen oder waagerechten Widerständen neigt der Index gar nicht. Da die Kurse nahezu permanent leicht bis stark steigen und nur kurzzeitig scharf korrigieren, entwickeln sich keine bedeutenden Kurszonen. Auch das psychologisch bedeutende volle 3000er Niveau wurde in den letzten Wochen ohne weiteres genommen.

Fazit : langfristig ist der Trend absolut intakt. Wie schon oben angesprochen ist selbst die Volatilität mit etwa 23% im Verhältnis zur sehr guten Performance nicht außergewöhnlich hoch. Nochmals positiv.

Kurzfristig ist der NASDAQ Composite jedoch überkauft. Im letzten Monat wurde die obere (rote) Widerstandslinie überschritten. Erstmals seit 5 Jahren. Auch der Disparitätsindex zeigt eine zunehmende Überhitzung :

Chart: NASDAQ Composite Index Disparitätsindikator  (Klick zentriert)
Der Disparitätsindex zeigt die Differenz zur gleitenden 200 Tage Durchschnittslinie (GLD). Von Interesse sind die oberen Spitzen, die en Gros in den letzten Jahren bei ca. +20% Differenz lagen. Zum Jahreswechsel 1998-99 übertrieb die NASDAQ mit einem Abstand von mehr als +26%. Bis Mitte des Jahres wurde dieses Niveau leicht abgebaut. Seitdem die Kurse im November kräftig anziehen, stehen wir jedoch schon wieder bei einem Abstand von +20% und mehr.

Für die NASDAQ wäre eine kleine Abkühlung jetzt wirklich von Vorteil. Doch versuchen Sie das mal einer unterinvestierten Bullenherde klar zu machen. Persönlich vermute ich, daß der Markt in den nächsten Wochen in eine viel stärkere und damit auch viel gefährlichere überkauft-Situation gerät.

Chart: NASDAQ Composite Index  (Klick zentriert)
Auf dem 2.5 Jahre zeigenden Candle-Stick-Chart auf Wochenbasis ist m.E. gut zu erkennen, daß der Index genau wie im letzten Jahr mit voll ausgefüllten (=bullishen) Candle-Stick-Elementen zur Jahresendrally startet. Y2K, Zinstrend, (Oil-)Preise zum Trotz.
Wie die Pawlow'schen Hunde wurden die Anleger durch die letzten Jahre auf ein Verhaltensmuster trainiert : Frühjahr und Sommer sind okay aber nicht weltbewegend, das 3.Quartal ist schwach bis kritisch, danach voll rein, um die Jahresendrally nicht zu verpassen. Erkennen Sie sich wieder ?

Sollte die Rally, die bislang der von Ende 1998 in nichts nachsteht (oder sogar schon ein bißchen steiler ist), in dieser Form weiterlaufen, gerät die NASDAQ auf jeden Fall in eine sehr überhitzte Lage. Denn während der Index im Oktober 1998 wirklich etwas aufzuholen hatte - zuvor hagelte es 30% Verlust - herrschte dieses Jahr nur verbal größter Pessimismus. Die Tendenz (an der NASDAQ) war auch währenddessen aufwärts gerichtet. Die 200er GLD wurde in den temporären Tiefs nur annähernd erreicht (gelb).

So "sicher" wie Ende 1998 ist diese Rally lange nicht. Eine so heißlaufende Börse ist anfällig. Trotzdem ist klar, daß die Kursgewinne zu verlockend sind. Doch zurücklehnen dürfen Sie sich nicht. Tägliche Marktbeobachtung ist in dieser Situation Pflicht!

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CMGI

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CMGI ist mit ihren diversen Internet-Beteiligungen eine sehr interessante Aktie. Die Performance des letzten Jahres spricht für sich : im Zeitraum 02/1998-04/1999 legte sie um mehr als 5000% zu.
Wie fast alle Internet-Highflyer war danach eine längere Konsolidierung angesagt. Bei CMGI hielt diese Phase jedoch verhältnismäßig lange an, in den vergangenen Monaten glitt sie mangels Bewegung etwas aus dem Fokus der Marktteilnehmer. IMO zu unrecht, aber das könnte sich jetzt ändern :

Chart: CMGI  (Klick zentriert)
Allein in der scheinbar schwachen und ungewöhnlich ruhigen Aufwärtsbewegung seit August diesen Jahres konnte sich CMGI um mehr als 50% verbessern. Dabei hat sich der Kurs ständig an der 200er GLD aufwärts gehangelt. Diese wurde nicht unterschritten, auch das drohende Verkaufsignal durch negativen Schnitt der kürzeren (38 Tage) GLD mit der 200er GLD fand nicht mehr statt. Beide Linien tendieren wieder aufwärts.

Vor einigen Tagen konnte der 100er Widerstand mit einem kleinen Thrust durchbrochen werden. Ein sehr frühes Kaufsignal, das von vielen optmistischen Prognosen der Analysten begleitet wurde. Mit Kursen von 127-130 wurde der kleinere 120er Widerstand bereits genommen. Frühe Käufe könnten mit einem Stop bei 120 abgesichert werden. Unabhängig von der charttechnischen Situation ist das P/E (engl. : KGV) von CMGI im Verhältnis zu anderen Internet-Werten sehr gut. Nach Break des All-Time-Highs ist eine Rally wahrscheinlich.

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DoubleClick

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Auch bei DoubleClick beschränkt sich die Chartanalyse auf Trends und Trendkanäle. Es ist bezeichnend, daß sich die unten grob kanalisierten Teiltrends genau mit denen vieler anderer bekannter Internet-Aktien gleichen. Vergleichen Sie dazu auch die Chartanalyse von AOL und Yahoo! der letzten Woche.

Chart: DoubleClick  (Klick zentriert)
Ein steiler Uptrend endet im April, fordert eine schärfere und gesunde Korrektur, wobei die 200er GLD nicht signifikant unterschritten wird. Am Internet-Aktien-"Stichtag" 05.08.1999 ist die Korrektur beendet, der Trend dreht nach oben.

Die charttechnische Bewertung von DoubleClick wechselte von neutral auf positiv als der leichte Widerstand bei ca. 110 (siehe Plateau April-Mai) überschritten wird. Das neue Kaufsignal wird mit signifikanter Überschreitung des All-Time-Highs generiert :

Chart: DoubleClick  (Klick zentriert)

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Intershop

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Daß es sich bei Intershop Communications um eine Aktie des Neuen Markts handelt, ist anhand des Chartverlaufs nicht zu erkennnen. Im Gegensatz zu vielen anderen Aktien dieses Segments bewegt sich Intershop nicht in Korrelation zum Index. Intershop ist ein absoluter Outperformer :

Chart: Intershop  (Klick zentriert)
Die gut einjährige Historie läßt nur wenig Spielraum für eine technische Analyse, vor allem weil die Intershop-Aktie eigentlich permanent steigt. Nur leichte bis mittlere Widerstände zeigten sich auf dem Niveau von 80, 100 und sehr schwach bei 110 Euro.
Während der Uptrend an den ersten beiden Widerständen etwa 3 Monate aufgehalten wurde, tendierten die unteren temporären Tiefs jeweils aufwärts. Unscharfe ascending triangle-Strukturen bildeten sich dabei, was sehr positiv ist.

Bernecker zum Trotz, der die Intershop vor Wochen als fundamental völlig überbewertet hielt, verdoppelte sie sich fast allein im November.

Kurzfristig ist die Aktie dadurch immer stärker in einer überkaufte Situation geraten. Sowohl der Momentumgewinn als auch der Abstand zur 200er GLD geben Warnsignale :

Chart: Intershop GLD-Differenz  (Klick zentriert)
Niemals zuvor hatte sich Intershop dermaßen stark von der langfristigen GLD entfernt. Selbst in der halblogarithmischen Darstellung zeigt die Kurskurve exponentiellen Charakter, d.h. der Uptrend verstärkt sich zunehmend.
Leider können wir aufgrund der kurzen Historie nicht auf Vergleichswerte zurückgreifen (wie es z.B. oben beim NASDAQ möglich ist). Insofern ist es schwer zu sagen, wie weit die Übertreibung noch laufen kann. Charttechnisch wäre ein Rückwurf in den Bereich von 130 Punkten völlig normal und unkritisch.

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mb Software

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Sieht man von der nur Wochen andauernden Euphorie kurz nach dem Börsengang ab, ist die Aktie der mb Software für ihre Anleger bisher ein echter "Kapitalvernichter". Genau entgegengesetzt zu Intershop ist die mb Software-Aktie ein Underperformer ersten Ranges. Während Ab- oder Seitwärtsphasen des NEMAX All-Share-Index geht sie viel stärker in die Knie, Aufwärtstendenzen des Gesamtmarktes werden nur schwach mitgemacht.

Vom Top knapp über 50 Euro verliert sie bis Ende Oktober mehr als 75% !
Als Glück im Unglück kann man wohl sehen, daß sich die Kurve der mb Software-Aktie charttechnisch sehr gut analysieren läßt :

Chart: mb Software  (Klick zentriert)
Die Preiskurve hält sich seit Januar diesen Jahres an die (rote) Abwärtstrendlinie. Der Versuch einer Bodenbildung begann fast exakt auf dem Niveau der Kursspitze im November 1998 - bei etwa 20 Euro.
Die Unterstützung zusammen mit der (roten) Abwärtstrendlinie drückte die Kurse in eine negative descending triangle-Formation. Break nach unten und Thrustphase folgten charttechnisch erstklassig.

Charttechnisch ist die Kurve selbst nach 75% Verlust noch nicht in Ordnung. Mindestens die (rote) Abwärtstrendlinie müßte für ein sehr frühes Signal überschritten werden. Das Gesamtbild sieht aber dermaßen schwach aus, daß m.E. zusätzlich der Break des 20er Widerstandes abgewartet werden sollte.

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Gruß und Erfolg, Lutz Düvel
23.11.1999
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