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Euro in freiem Fall

TA professional, Do, 07.09.2000,
ld.
Bezugnehmende Artikel in Ausgabe Nr.18, Ausgabe Nr.12, Ausgabe Nr.7

Bevor wir ans Eingemachte gehen, lassen Sie sich zu einem kleinen Test verführen. Sehen Sie sich einfach den folgenden Chart an und bewerten Sie spontan die Situation :

Chart: Test
Sieht das auch für Sie aus wie ein Wert, der eine grosse Top-Bildung abgeschlossen hat? Die Hausse, deren Ende links noch zu sehen ist, wird in der ersten Hälfte immer schwächer und von stärkeren Korrekturen begleitet. In der Mitte ist ganz grob ein Doppel-Top zu sehen, danach beginnt ein stärker werdender Abwärtstrend. Und in dem wurde mit dem Durchbrechen des Plateau-Bodens bei ca. 1,90 gerade ein neues Verkaufsignal geliefert. Riecht nach Absturz, oder?

Wenn Sie diese Meinung teilen, dann sind Sie, vielleicht ohne es zu wissen, ein Euro-Pessimist. Denn der obige Chart stellt nichts anderes dar, als den Dollar-Kurs in DM. Nur dass die Skala-Werte der Y-Achse umgedreht wurden. Hohe Werte liegen also unten, niedrige oben.

In normaler Darstellung sehen wir uns diesen Chart weiter unten an. Zuerst wenden wir den Blick auf einen kürzeren Zeitraum von 3.5 Jahren.
In den Medien wird der aktuelle Dollar-Stand nur noch selten in DM angegeben. Sich daran zu gewöhnen, ist nicht so leicht. Da das Euro-DM-Umtauschverhältnis mit 1,95583 aber festgelegt ist, kann man den DM-Stand jederzeit eindeutig bestimmen. Im Chart zeigt die linke Skala den Dollar-Wert in DM, die rechte Skala liefert die Euro-Werte in Dollar.

Chart: Dollar - Euro / DM
Letztmals wurde der Euro gegenüber Dollar an dieser Stelle in der Ausgabe Nr.18 behandelt. Derzeit sprang der Dollar gerade über DM 2,00 und lieferte ein weiteres, konservatives Kaufsignal.
Gut zu sehen, wie die Kurse nach einer wochenlangen Seitwärtsbewegung im März plötzlich nach oben ausbrechen. Technisch klassisch wird dieser erste Befreiungsschlag an der ersten denkbaren Widerstandslinie bei DM 2,20 gestoppt und kurzfristig umgekehrt. Dieser Throw-Back reicht im Juni genau zurück auf den Ex-Widerstand, der nun Unterstützung ist. Dies war der ideale Zeitpunkt, um nochmals im Euro short zu gehen.

Die in der Ausgabe Nr.18 prognostizierten Ziele von zunächst DM 2.20, dann Korrektur auf 2.05 waren damit fast perfekt. Real markierte der Buck am 19.Mai das letzte Top bei 2.205 und korrigierte dann bis auf 2.031 am 14.Juni. Seit Juli zieht der Dollar erwartungsgemäß wieder an und generiert aktuell mit Kursen über Widerstand DM 2,20 weitere Kaufsignale.

Ist die anhaltende Schwäche des Euros eine "kollektive Fehleinschätzung", wie es heute in einem Kommentar zu lesen war? Nicht wirklich, denn, überspitzt gesagt, wann gilt das nicht für Preise von Finanzwerten.
Im Grunde setzt sich hier nur eine Bewegung fort, die schon Jahre im Gang ist. Um das einschätzen zu können, muss man weit, sehr weit in der Dollar-Historie zurückgehen. Eine Historie ab 1980 ist ausreichend :

Chart: Dollar - Euro / DM
Jedes Candle-Stick-Element dieses Charts stellt ein Quartal dar. Links oben ist das historische Dollar-Top über DM 3,40 zu sehen, in der Mitte unten das Extrem-Tief unter DM 1,40. Innerhalb des sichtbaren Zeitraums von zwei Jahrzehnten sind m.E. die folgenden Bereiche in der Waagerechten am wichtigsten : DM 1,60 (1,22 Euro in $), DM 1,85 (1,057 Euro in $), DM 2,00 (0,978 Euro in $), DM 2,20 (0,889 Euro in $) und DM 2,60 (0,752 Euro in $).

Schon mit Überschreitung von DM 1,85 hat der Dollar die jahrelange Bodenbildung abgeschlossen. Der Greenback hat schon Ende der 90er Jahre in einen primären Aufwärtstrend gedreht.
Über DM 2,00 ist er zudem in eine relativ widerstandslose Zone zurückgekehrt, die bis zu den Top-Ständen zur Mitte der 80er Jahre reicht. Der Dollar hat sich frei gekämpft. Nur bei DM 2,60 (bzw. 0,752 Euro in $) liegt historisch ein sehr starker Widerstand.

Nochmals ein Blick auf die normale Darstellung des umgedrehten Charts vom Anfang. Die einzelnen Balken stellen jeweils einen Monat dar, insgesamt zeigt der Chart so die letzten 15 Jahre der Euro bzw. DM-Entwicklung gegenüber US-Dollar :

Chart: Dollar - Euro / DM
Schon heute abend lag der Dollar bei DM 2,26 bzw. 0,865 Euro in $. Es ist jetzt durchaus möglich, dass das nächste Ziel DM 2,60 (0,752 Euro in $) sehr schnell, vielleicht noch dieses Jahr, erreicht wird. Nur ganz schwach wird der Dollar im Bereich 2,30 (0,85 Euro in $) auf Widerstand treffen.

Dies ist kein Aufruf, jetzt noch in die Dollar-Calls zu rennen. Verfolgen Sie bei Interesse die TA professional Dollar-Analysen seit August letzten Jahres. Mit einem aktuellen Stand von gut DM 2.20 ist schon einiges gelaufen. Die langfristige Ausrichtung dieser Analyse stellt keine Basis dar für kurzfristige Trades. Und bei der jetzt herrschenden Euro-Stimmung sind die Aufgelder der Call-Optionsscheine schon entsprechend hoch ...

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Auswirkungen der Euro-Schwäche
Wer wie vielleicht Schröder vorrangig die Exporte im Sinn hat, mag die Entwicklung auf den ersten Blick positiv finden.
Negativ ist die Euro-Schwäche in jedem Fall für die hiesigen Preise - Stichwort importierte Inflation. Während die deutschen Importpreise 1999 im Jahresvergleich weitestgehend negativ ausfielen, liegen sie mittlerweile monatlich bei +10% und mehr gegenüber Vorjahr.
Dazu gesellt sich noch ein extrem hoher Ölpreis weit über 30 Dollar pro barrel. Wohlgemerkt Dollar, in der Euro-Zone ist die Belastung deshalb besonders stark. Der Ölpreis hat seit Ende 1998 fast 300% zugelegt, der Dollar etwa 40%. Die EZB wird in nächster Zeit mit deftigen Inflationsraten zu kämpfen haben! In den Staaten wirkt der feste Dollar perfekt stärkerer Inflation entgegen.

Wird es Interventionen seitens der EZB geben?
Unwahrscheinlich. Keine Zentralbank der Welt kann Markttrends umkehren. Man denke nur an die Steuerungsversuche der Bank of Japan. Für die noch sehr junge Europäische Zentralbank ist das Risiko viel zu hoch, mit ähnlich erfolglosen Markteingriffen Autorität zu verlieren, bevor diese überhaupt entwickelt wurde.
Nur eine konzertierte Aktion zusammen mit der US-FED hätte vielleicht Aussicht auf Erfolg. Doch die Amerikaner sind m.E. weit davon entfernt, den Euro zu unterstützen.

Alan Greenspan sagte einmal, "Der Euro wird kommen, aber er wird keinen Bestand haben."
Es ist nicht mehr auszuschliessen, dass er recht haben wird.


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